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Abschnitt.
Goldschmiedekunst.
der
Die Werke
im Louvre-Museum nur sechs Stücke anzuführen. Die Namen einer
Anzahl urkundlich nachzuweisender Meister mag man a. a. O. p. 588
nachsehen. Seit Anfang des I7. Jahrhunderts finden wir unter den
Malern, Bildhauern etc., denen Werkstätten im Louvre-Palast ein-
geräumt werden, auch Goldschmiede und namentlich Juweliere; von
denen, welche für Ludwig XIII. gearbeitet haben, sind die Brüder
Mabareaux aus Limoges (1628-1633), Michael Lasne (1633),
Labarre (1643) und mehrere Künstler namens Petit, welche sich
mit Prunkwaffen beschäftigten, aufzuführen.
Unter Ludwig XIV. vollzieht sich in der Goldschmiedekunst eine
Scheidung zwischen entwerfenden Künstlern und ausführenden Hand-
werkern,'welche, wo sie immer sich zeigt, zum Schaden des Kunst-
handwerks ausschlägt, da sie das Niveau des letzteren herabdrückt,
und ein Hinneigen der handwerklichen Erzeugnisse zum Stil der
Architektur fast unvermeidlich macht. Von den Goldschmieden, ü)
welche in dieser Zeit in Paris arbeiteten, seien hier die bedeutendsten
aufgezählt: Thomas Merlin, der bis 1697 eine Werkstätte im Louvre
besafs und neben profanen Arbeiten auch Reliquiare ausführte; Fran-
cois Roberday, der 1655 der Doyen der Zunft gewesen zu sein
scheint; Rene de la Haye (T 1649) und Iean Gravet, beide für
das königliche Tafelgeschirr thätig, unter welchem die Salieren und das
„Schiff", das Behältnis des königlichen Mundgerätes (s. oben), noch
immer die Hauptstücke waren; Girard Debonnaire, der für den
Prinz Conde und Francois Lescot (1653-1652), der für Cardinal
Mazarin arbeitete. Eine vollständige Silber-Ausstattung für das Schloss
von Versailles, die aber nicht nur aus jeder Art Tafel- und Schaugerät,
sondern auch aus Tischen, Spiegelkonsolen, Rahmen, Kandelabern,
Wandleuchtern etc. bestand, von der jedoch auch nicht ein Stück
mehr sicher nachzuweisen ist, fertigte Claude Ballin (1615-4678)
an, jedenfalls einer der bedeutendsten Meister dieser Periode, der
schon als ganz junger Mann sich der Beachtung und der Aufträge
des Kardinals Richelieu zu erfreuen hatte.
Von besonderer Bedeutung für die französische Goldschmiede-
kunst dieser Zeit war die Familie Germain; wir haben in derselben
drei Künstler zu unterscheiden: Pierre, der Hofgoldschmied Lud-
wigs XIV.; seinen Sohn Thomas, den berühmtesten aus dieser Reihe;
endlich dessen Sohn Francois-Thomas, den letzten der Familie;
ein zweiter Pierre Germain, der eine bekannte Mustersammlung
"Elements dhrfevrerie" herausgab, ist mit den drei Vorgenannten,
wie die gründlichen Studien von G. Bapst erwiesen haben, nicht
verwandt.
Pierre I., der bei seinem Vater Franz die Lehre bestanden hatte,
s. Mantz, Gazette des beaux Arts, IX ff. Rech.
Germ. Bapst, Etudes sur 1'Orf. frang. au XVIII s., Paris,
sur Thist. de Yorfävrerie.
Rouam 1887.