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Abschnitt.
Goldschmiedekunst.
der
Werke
Die
tigung einheimischer Goldschmiede durch das Königspaar steht der
Minister Kardinal d'Amboise gegenüber, der für seinen kolossalen, auf
zwei Millionen Livres geschätzten Silberschatz italienische Arbeiter nach
Frankreich zog. Doch muss der Einfluss dieser vor 1510, dem Todes-
jahr des Kardinals, in Frankreich beschäftigten Vorläufer Cellinis
nicht allzugrofs gewesen sein, denn Franz I., der besondere Bewunderer
italienischer Kunst, hat von seinem Regierungsantritt 1515 an eine
Menge Aufträge durch einheimische Goldschmiede ausführen lassen.
Wir lernen als französische Meister dieser Zeit kennen: die Pariser
Renaut Damet, Jacques Polin, Pierre Gedouyn, Pierre Mangot, Piramus
Triboullet, Nic. Maiel, Louis Benoist, Iean Benigne, Guillaume Castillon,
Thibault I-Iauteman, Allard Plommier, Guillaume Hoisson, Benedict
Ramel; den Dijonesen jean Davet, die Lyonesen Vincent de Bouchaz
und Colambert und Mathurin de Cosse aus Tours; die meisten von
diesen kommen in den Rechnungen der königlichen Hofhaltung von
1528-1530 vor.
Die beliebteste Gelegenheit zur Anfertigung grofser und prunk-
voller Edelmetallarbeiten boten in dieser Zeit namentlich die Geschenke,
welche bei den "Einholungen" den fürstlichen Personen verehrt zu
werden pflegten. Franz I. wurde bei seinem Einzug 1515 von der
Stadt Paris eine goldene, etwa 80 cm hohe Statuette des heil. Lud-
wig verehrt, an deren Sockel das symbolische Tier des Königs, der
Salamander, angebracht war. Als er 1530 sich zum zweitenmal mit
Eleonore vermählte, wurden dieser von der Stadt Paris zwei silberne
Kandelaber .,d'ouvraige ä Yantique" zum Geschenk gemacht, deren
detaillierte Beschreibung nebst Abbildungen, die uns Rochelet über-
liefert hat, vollständig die Motive der zu dieser Zeit in italienischen
Kirchen zahlreich vorhandenen Bronze-Kandelaber erkennen lässt.
Heinrich II. wurde bei seinem Einzug in Paris 1549 ebenfalls ein
Monument in Gold mit den Figuren seiner Vorgänger überreicht;
Karl IX. erhielt bei gleichem Anlass 1571 einen silbernen Aufsatz,
einen von Löwen gezogenen Triumphwagen auf einem von Delphinen
getragenen Sockel mit einer Fülle von allegorischen und mythologischen
Gestalten; die Königin ein kostbares Tafelgeschirr, als dessen An-
fertiger Richard Toutin genannt wird.
Dass sich unsere direkte Kenntnis der französischen Arbeiten
dieser Zeit auf verschwindend wenige Originalstücke beschränkt, ist
wesentlich verschuldet durch die verschiedenen Luxusgesetze, die in
keinem Lande so zahlreich und so radikal durchgreifend auftreten
wie in Frankreich. Ludwig XII., der 1506 die Anfertigung aller
gröfseren Stücke verbot und das Gewicht des kleineren Tafelgerätes
auf höchstens 3 Mark festsetzte Karl IX, der 1571 diese Grenze
auf 11h Mark herabdrückte und Goldgeräte ganz untersagte end-
lich Ludwig XIV., der 1672 und 1687 diese Verbote nicht nur
wiederholte und verschärfte, sondern auch die verpönten Gold- und