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Abschnitt.
Die
Werke
Goldschmiedekunst.
tritt der erste König von Preufsen, Friedrich Wilhelm 1., in dieser
Zeit als bedeutender Besteller bei den Augsburger Silberschmieden
auf: so lieferten drei Nachkommen des obenerwähnten Drentwett,
von denen Phil. Jacob sich auch durch Stiche bekannt gemacht hat,
Tafelgerät nach Berlin; anderes für denselben Zweck fertigten nach den
Entwürfen von Riedinger die Augsburger Goldschmiede joh. Engel-
brecht (1673-1748), Ludwig Biller (1692-1746) und Andreas
Haid, der selbst nach Berlin gezogen wurde. Biller sind-wir oben
schon in der Dresdener Silberkammer begegnet; für dieselbe arbeitete
Hieron. Krause. joh. Esaias Besmann (1747-1772) war der Ver-
fertiger des Silbergeschenkes, welches die Stadt Augsburg der öster-
reichischen Prinzessin Marie Antoinette bei ihrer Durchreise nach
Paris darbrachte.
Von Nürnberger Künstlern der Spätzeit ist besonders Paul Hieron.
Ritter, der Schüler seines Vaters Christof Ritter zu erwähnen, der in
Wien und Venedig mit grofsen Arbeiten, Spiegelrahmen, Tischen und
Sesseln in Silber beschäftigt war; ein anderer Schüler desselben
Meisters, der Regensburger joh. jac. Wolrab (1653-1690) arbeitete
für den Dauphin von Frankreich, später auch für den Großherzog
von Toskana Soldatenfipren aus Silber, die zur Darstellung von
Manövern verwendet wurden. Durch seine gestochenen Musterblätter
bekannt ist auch der Augsburger Joh. Heel (1637-1709); der als
tüchtiger Meister im Emaillieren und in getriebener Gold- und Silber-
arbeit gerühmt wird
Auf das Verzeichnis der im 18. Iahrhundert für den sächsischen
Hof beschäftigten Goldschmiede wurde bereits oben hingewiesen.
Renaissance
und Spätzeit in Frankreich
übrigen Ländern.
und
den
Die französische Goldschmiedekunst der Renaissance fand
ihre Hauptpflege an dem Hofe der Könige Ludwig XII., Franz I. und
Heinrich II., welche die Vorliebe für den neuen Stil von ihren italie-
nischen Expeditionen heimgebracht hatten. Die enorme Ausbildung
des französischen Handwerkerstandes, welche das späte Mittelalter
gezeitigt hatte, kam der neuen Formenwelt besonders zu statten, und
wir haben keinen Grund zu zweifeln, dass die Aufträge, welche der
Hof in der neuen Weise "a Fantique" zu erteilen hatte, bei den
eingebornen Goldschmieden die tüchtigste Ausführung fanden.
Mit dieser Annahme steht das Bild einigermafsen im Widerspruch,
welches wir von Cellinis Wirksamkeit am Hofe von Fontainebleau
und von seinem Einfluss auf die französische Kunst uns zu machen
pHegen. Wir dürfen jedoch nicht vergessen, dass diese Vorstellung
wesentlich auf den einseitig gefärbten Schilderungen des Florentiner
Meisters beruhen, dem es wahrscheinlich gar nicht zum Bewusstsein