Volltext: Gold und Silber

Abschnitt. 
Die Technik. 
wird, löst das ihr zugängliche Metall auf, so dass die angeätzten Stellen. 
unter die ursprüngliche Metalllläche vertieft werden. Die hierbei 
angewendeten Verfahrungsweisen sind verschieden: man kann wie- 
beim Kupferstich die ganze vorhandene Fläche mit dem aus Asphalt, 
Wachs, Harz, Pech oder ähnlichem Material hergestellten Ätzgrund 
überziehen, und die Zeichnung mit der Nadel einradieren, bis das. 
blanke Metall zum Vorschein kommt. Hierbei wird nach erfolgter" 
Ätzung die Zeichnung in vertieften Linien, aber durchaus in Linien- 
manier erscheinen. Oder man malt das Ornament mit dem Pinsel 
in Ätzgrund auf, Worauf nach der Ätzung dasselbe erhaben auf einem 
schwach vertieften Grunde stehen wird. Schon aus dieser mund- 
verschiedenen Art das Ornament herzustellen, wird sich eine Ver- 
schiedenheit der Formen ergeben, die es den aufmerksamen Beobachter 
leicht verrät, ob er es mit der einen oder der anderen Technik zu 
thun hat. Schwieriger zu unterscheiden ist dagegen die zuletzt be- 
schriebene Art der Ornamentierung von einer andern, die in der 
Renaissance, besonders von der Zeit Iamnitzers an, häufig in Anwen- 
dung kam, und uns ebenso wie die Ätzung besonders oft an den 
Lippen von silbemen Bechern dieser Periode begegnet. Die Ornamente, 
meistiim Charakter der sogenannten Arabesken, wurden hierbei ganz 
flach in Stahlstempel vertieft geschnitten, und diese Stempel in das 
Silber nebeneinander eingeschlagen. Die Untersuchungen Marc 
Rosenbergs machen es glaubwürdig, dass Jamnitzer diese Dekoration 
fabrikrnäfsig betrieben, wenigstens seine Stempel auch anderen Meistern 
gegen Bezahlung zur Verfügmng gestellt hätte. Da der Charakter 
dieses flachvertieft in den Stempel geschnittenen Ornamentes dem- 
jenigen des in Ätzgrund aufgemalten sehr ähnlich ist, so entscheidet 
oft nur der beim eingestempelten Oniament bemerkbare Ansatz der 
einzelnen "Rapports", sowie kleine regelmäfsig wiederkehrende Fehler 
für die Anwendung des Stempels. 
Der Gravierung dem Wesen nach verwandt, aber ebenfalls ein 
mechanisches Verfahren ist das "Guillochieren", fast nur zur Be- 
lebung des Grundes, und wohl kaum vor dem I8. ]ahrhundert an- 
gewendet. Von dieser Zeit an findet man es jedoch sehr häufig, 
namentlich bei den kleineren Gebrauchsgegenständen aus Gold: Uhr- 
gehäusen, Flakons, Necessaire-Deckeln und besonders bei Tabaks- 
dosen; bei eigentlichem Geschmeide dürfte es kaum vorkommen, 
ebensowenig bei silbernem Gerät vor dem Ende des 18. Jahrhunderts. 
Das Guillochieren besteht in einer in schwachem Relief ausgeführten 
Flächenmusterung, die in mannigfaltigster Weise von der einfachen 
Schraffierung bis zu den kompliziertesten Linienverschlingimgen, 
auch zu Ornamentaussparungen auf gemusterten Grund verwendet 
wird. Sie wird mit einer kleinen Maschine ausgeführt, welche auf 
dem Prinzip des "Storchschnabels" beruht. Das eine Ende der 
letzteren trägt die Graviernadel, während das andere Ende mit einer
	        
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