Geüifse,
etc.
Geräte
Renaissance
Die
Deutschland.
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fmdungskraft sich auch nur auf einen kleinen Kreis von Motiven
beschränkte, so war er doch ein ungewöhnlich produktiver Künstler.
Seine Beteiligung an den Werken der Reichen Kapelle in München,
wenn auch im einzelnen noch nicht festgestellt, war jedenfalls sehr
umfassend. Die Museen in Gotha und Dresden besitzen Stücke von
ihm, ebenso Schloss Heiligenberg; in der Kirche von Überlingen be-
findet sich eine ausgezeichnete Pax, getriebenes Mittelbild in Eben-
holzstandrahmen auf Füfsen, der reich mit silbernem Ornament belegt
ist. Ein in den Formen durchaus verwandtes Hausaltärchen besitzt
Herr W. Metzler in Frankfurt a. M. Seine XVerke sind durch die fast
identischen Silberauflagen auf Ebenholz und den eigentümlichen Stil
seiner figürlichen Reliefs unschwer zu erkennen; M. Rosenberg sagt
von ihm: „Wallbaum ist ein Künstler von hervorragenden Eigen-
schaften. Äufserst zart in der Modellierung des Figürlichen und ge-
schmackvoll im Ornament, erscheinen seine Kompositionen immer als
abgerundetes Ganzes. Die Ausführung ist in der Treibarbeit von
Wunderbarer Weichheit, im Guss von seltener Schärfe. Er mischt
Vergoldung und Weifssilber, um in der Gesamtwirkung jenen sonnigen
Schimmer zu erlangen, der uns an seinen Werken entzückt; er legt
grofse glatte Flächen neben scharf gezeichnete Rosetten, um den
Ausdruck von Reichtum und Ruhe zugleich zu erreichen. In der
Emailarbeit darf er sich mit jedem seiner Zeitgenossen messen."
Von weiteren am pommerschen Kunstschrank thätigen Meistern
interessiert uns der auf der Meistertafel als "Muggenkünstler" be-
zeichnete Achilles Langenbucher, d. h. nach Lessings sehr wahr-
scheinlicher Erklärung als Spezialist im Guss von "Mücken" und anderen
kleinen Insekten, von denen eine grofse Menge an dem Kunstschrank
angebracht ist. Ein anderer "Mückenmann" war der Augsburger
Goldschmied Schwegler, der mit Wallbaum gelegentlich zusammen
arbeitete und von 1594-4599 für den bayerischen Hof Aufträge in
dem Betrage von 1328 fl. ausführte.
Dass dieses Genre von Arbeiten, dessen Hauptmerkmal in der
Verbindung von schwarzem Holzwerk mit Silber besteht, auch aufser-
halb Augsburgs angefertigt wurde, beweist der Altar von Rügenwalde
in Pommern, über welchen ebenfalls Lessing?) berichtet. Derselbe
wurde auf Bestellung Herzog Philipps II. von Pommern jedenfalls vor
1607 von dem Goldschmidt Johannes Körver in Stettin angefertigt.
Der ganze Altar ist 3,09 m hoch bei 1,56 m Breite, besteht aus
Rahmwerk von Ebenholz mit Silberauflagen und eingesetzten kleinen
Silberplatten, in welchen die Passion nach den Stichen von Hubert
Goltzius dargestellt ist. Von ganz verwandten Altären Augsburger
Arbeit sind in Kopenhagen noch drei vorzügliche Exemplare, von
denen das eine aus der Schlosskirche von Husum, das andere aus
Jahrb.
lureufs.
Kunstsammlungen
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