Gewinnung
des Edelmetalls.
und Verarbeitung
Die technischen Mittel und Vorrichtungen, vermittelst deren die
Metallflächen, namentlich bei gegossener Arbeit, zuerst von der Guss-
"haut befreit, dann in immer steigendem Grade der Glätte geschliffen
und schliefslich blank poliert werden, kann uns hier nicht eingehender
beschäftigen. Erwähnt sei nur, dass das Erzeugen des höchsten
Politurglanzes entweder auf demselben Prinzip wie das Schleifen,
nämlich auf der Wegnahme der die Rauheit der Oberfläche bildenden
kleinen Unebenheiten durch immer feinere Schleifxnittel, oder darauf
beruhen kann, dass mit einem Material, welches härter als das zu
polierende Metall und dabei selbst glänzend poliert ist, die Uneben-
heiten niedergedrückt werden. Als solche Materialien werden beim
Edelmetall der Polierstahl oder der strahlige Roteisenstein (sog. Blut-
Stein,) verwendet. Eine gleichmäfsig mattglänzende Oberfläche, die aus
ästhetischen Gründen häufig für Edelschmiedearbeiten wünschenswert
iSt, wird durch Frottieren mit einer "Glasbürste" bewirkt, in welcher
die Haare durch Abschnitte von gesponnenen Glasfäden ersetzt sind,
neuerdings auch wohl durch das in sehr vielen Techniken angewendete
Sandgebläse, eine Vorrichtung, die scharfen Sand durch einen starken
Luftzug gegen die zu mattierende Fläche schleudert.
Endlich gehört in das Gebiet der Oberflächebehandlung auch
noch die Färbung der Metallflächen. Die Färbung des Goldes
111 der Masse auf dem Wege der Legierung haben wir bereits oben
kennen gelernt; ebenso das "Weifssieden" des Silbers, um demselben
trotz des Kupferzusatzes an seiner Oberfläche den schönen gelbweifsen
Ton des reinen Silbers zu geben, Um das Gleiche bei dem Golde
Z1! erreichen, wird dasselbe nach verschiedenen Methoden behandelt,
die alle den Zweck haben, an der Oberfläche nicht nur die zu Tage
tretenden Legierungsstoffe, sondern auch einen geringen Teil des
reinen Goldes aufzulösen, welches dann sogleich wieder gefällt wird
und dem Ganzen das Aussehen reinen Goldes verleiht. Schon die
ältesten Werkbücher von Theophilus an enthalten hierfür Vorschriften;
neuerdings ist die gebräuchlichste "Goldfarbe" eine Beize aus Koch-
Salz, Salpeter und rauchender Salzsäure, die in kochendem Zustande
PdS Bad für die zu färbenden Goldsachen benutzt wird.
Als Färbung können wir füglich auch die Vergoldung und Ver-
silberung betrachten, die in der gesamten Goldschmiedekunst zur Er-
Zielung dekorativer Wirkungen, namentlich zur Hervorhebung gewisser
Teile, z. B. der Ornamente vom Grunde u. s. w. eine sehr wichtige
Rolle spielen. Die Vergoldung namentlich fand in der Vergangenheit
die ausgedehnteste Anwendung auch auf Arbeiten aus Kupfer und
Bronze, in deren sorgfältiger, vollkommen dem Silber ebenbürtiger
Behandlung die Meister des mittelalterlichen Kirchengerätes ein Mittel
fänden, um auch minder zahlungsfähige Besteller zu befriedigen.
Die Vergoldung und Versilberung kann auf verschiedenen Wegen
erreicht werden: durch unmittelbare Aufpressung eines dünnen Blattes