Gefäfse,
etc.
Geräte
Renaissance
Die
Deutschland.
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des Rauchfasses, über dessen Zugehörigkeit zu Eisenhoits Werk
Zweifel obwalten können, und des Kruzilixes, in dessen Nodus- und
Kreuzarm-Verzierungen noch gotische Motive sind, zeigen sich die
Arbeiten von dem Geist der italienischen Spätrenaissance, die figürlichen
Kompositionen speziell von der Auffassung der Michelangelo-Schüler
durchdrungen. Abgesehen von der etwas manierierten Bewegung
stehen dierletzteren aber, sowohl was Komposition wie was Behand-
lung des sehr flachen Reliefs betrifft, auf einer Höhe, welche wiederum
die Überlegenheit der deutschen Silberschmiedekunst der Renaissance
über alle Nachbarvölker unwiderleglich darthut. Als vollendetste
unter diesen möchten wir die vier Kompositionen auf der Fufsplatte
des Kruzifixes, Schöpfung, Paradies und Sündenfall darstellend und mit
der Jahreszahl 1589 versehen, bezeichnen.
Schon bei dem ersten Auftreten dieser bis dahin gänzlich unbe-
kannt gebliebenen Arbeiten auf der Ausstellung in Münster wurde
auf die Verwandtschaft derselben mit denen des holländischen Meisters
Paulus von Vianen hingewiesen, der aus diesem Grunde hier ange-
schlossen sei. Der aus Utrecht stammende Künstler, der älteste
einer weitverzweigten, später noch zu nennenden Goldschrniedfamilie,
arbeitete ebenfalls lange in Rom und bildete sich an den Meistern
der Spätrenaissance, bis er, mit der Inquisition in Konflikt geraten
fliehen musste. Er arbeitete 1599 für Herzog Max I. von Bayern
und wurde 1610 von Rudolf II. an den kaiserlichen Hof nach Prag
gezogen. Namhafte Werke von ihm sind: ein goldenes Deckelgefäfs
mit Diana und Aktäon etc. (Prinz Friedrich der Niederlande), Triumph
der Amphitrite von 1621 , Weinkühler und Präsentierbrett (Herzog
von Hamilton), endlich ein von der Ausstellung zu Leeuwarden 1877
bekannt gewordener Schild mit einer Minervafigur (Herr von Schijffema
in Sneek,) der besondern Anlass giebt, die Eigentürnlichkeiten Vianens
und Eisenhoits im Gegensatz zu den Nürnbergern und Augsburger
Meistern festzustellen. Als solche Merkmale bezeichnet Thausing
(Z. f. b. K. XV, p. 146): „Beide Meister heben zum Unterschied
von der Nürnberger Kunstweise, welche das ganze Reliefbild in den
verschiedensten Höhenabstufungen heraustreibt, nur die Figuren und
wesentlichsten Ornamentpartieen heraus, während die Darstellungen des
Hintergrundes lediglich von der vorderen Seite bearbeitet zu sein scheinen.
Eine Folge davon ist, dass trotz des durchgängig ausgesprochenen
Flachreliefs die Figuren sich dennoch äufserst wirkungsvoll, wie los-
gelöst vom Hintergrund abheben etc. Eine weitere Eigentümlichkeit
der Künstler und zugleich ein grofser Fortschritt zeigt sich in ihrer
Kenntnis der Perspektive, welche sie auf gleiche Weise dadurch zum
lebendigsten Ausdruck bringen, dass sie die dem Auge zunächst sich
darbietenden Figurenteile verhältnismäßig hoch, die zurücktretenden
ungemein flach entwickeln. Bei der Behandlung des Figürlichen fällt
endlich auf, dass sie beide das Fleisch nicht chairieren etc."