Gefäße,
Geräte
Deutschland.
Die Renaissance
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eines Mohrenkopfes atif Schloss Moritzberg bei Dresden zu nennen,
höchst wahrscheinlich im Auftrag der Florentiner Familie Pucci, welche
den Mohrenkopf im Wappen führt, angefertigt und damit ein Weiterer
Beweis für den Ruhm der deutschen Goldschmiedearbeit im I6. und
17. jahrhundert.
Von den mancherlei, jarnnitzer n1it Unrecht zugeschriebenen
Arbeiten sei hier nur eine Gruppe erwähnt, die allerdings eine Reihe
meisterhafter Arbeiten im Rothschild-Museum, im bayerischen Gewerbe-,
im SouthJiensington-Museum und anderwarts aufzuweisen hat: es sind
die sogen. Agley-Becher, benannt nach der Form der Kuppa. welche
der Blüte der PHanze Aquileja oder Agley gleicht: konisch mit meist
Sechs Ausbauchungen oben und unten, die in lange, spitze Züge aus-
laufen. Den Forschungen Stockbauers verdanken wir jetzt die
Kenntnis des Umstandes, dass diese Becher die vorgeschriebene
Form des Meisterstücks bei der Nürnberger Zunft (wie neuerdings
nachgewiesen, auch bei der Dresdener, also wahrscheinlich auch noch
anderwärts) darstellen und als solche über ein Jahrhundert lang an-
gefertigt wurden. Hieraus erklärt sich auch die grofse Verbreitung
und die auffallend verschiedenartige Arbeit dieser Becher, deren
Detail die Stilformen von der Frührenaissance bis zum Rokoko
durchmacht. (Vgl. Fig. 111.)
Den jamnitzer steht von den Nürnberger Goldschmieden an Be-
deutung zunächst Wenzels etwas jüngerer Zeitgenosse, Hans Petzolt,
der 1578 zünftig wurde, Wäre nicht seine Marke, ein nach rechts
gewendeter Widderkopf im Profil, einer Anzahl von Werken von aller-
höchstem Kunstwert eigen, so könnte man nach dem Nürnberger
Silberzettel versucht sein, ihn für einen Händler („Affentürer" oder,
wie sie später hiefsen, „Kramer") zu halten, da der Rat von ihm
gewisse Becherformen in 15maliger bis Igmaliger Wiederholung an-
kauft; im ganzen kommt er mit 84 Stücken für 8250 fl. vor. Allein
wenn diese Wiederholungen vielleicht den gangbaren Artikel dar-
stellten, so keimen wir doch von ihm drei Typen von Bechern, die,
jede an sich zum Besten der deutschen Goldschmiedekunst zahlend,
auch wieder in mehreren Repliken vorkommen, so dass dies Kopieren
seiner eigenen Arbeiten sich als Eigentümlichkeit des Künstlers fest-
stellen lässt. Als weiteres Merkmal kann man eine im Vergleich mit
W. jamnitzer weiche Silhouette seiner Arbeiten bezeichnen. Ganz
in den Formen der Gotik bewegt sich der Kontur eines grofsen,
79 cm hohen Pokals im kgl. Schlosse zu Berlin, dessen Detailver-
ziemngen jedoch reinen Renaissancecharakter haben. Über dem
Deckel erhebt sich auf einem starken Knauf die Figur der Diana
mit den Hunden. Ein Stück vom gleichem Typus (mit wahrscheinlich"
ergänztem Deckel) besafs die Rothschild-Sammlung zu Frankfurt, dar-
gestellt Luthmer, II. 8. Ein kleinerer Becher, ebenfalls in zwei Exemplaren
vertreten, eins bei Graf Eltz in Eltville, eins bei Gräfin Livia Zichy
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