Volltext: Gold und Silber

Gefäße, 
Geräte etc. 
Deutschland. 
Die Renaissance 
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und einem Gefäfs in Gestalt einer Maserbowle, noch fünf weitere in 
München. Das eine Stück, welches das Nationalmuseum besitzt, ist 
die aus Henkel und Ausguss bestehende Fassung einer prachtvollen 
Limoges-Kanne von Pierre Reymond, mit der Jahreszahl 1562 und 
dem Tucher-Wappen, Den Henkel bildet eine männliche Figur, 
welche nach rückwärts übergeneigt den Rand des Gefäfses mit den 
Händen fasst, während der untere Teil ornamental verlängert am 
Bauche der Kanne eine Stütze findet. Der Ausguss ist aus dem 
Oberkörper einer weiblichen Figur ohne Arme gebildet; eine genaue 
NViederholung dieses Stückes findet sich in der bayerischen Schatz- 
kammer. In letzterer Sammlung sind dann noch zwei weitere 
Jamnitzerarbeiten enthalten: ein Pokal von rotem Achat und eine 
Muschelkanne, beide in reicher silbervergoldeter Fassung. Noch höher 
an künstlerischem Wert steht ein weiteres in der Schatzkammer auf- 
bewahrtes Werk, eine Kassette, bei deren Beschreibung wir wieder 
Rosenberg folgen: durch zwei Figuren in den Mitten der Breitseiten, 
Opulentia und Custodia wird der Zweck der Kassette aufs beste dar- 
gestellt. Vier Karyatiden, vor Pilastern stehend, tragen das Triglyphen- 
gebälk; den Raumabschluss bis zum Untergestell bilden quadratische 
Füllungen von Edelstein, darauf in Silber getrieben die Thaten des 
Herkules aufgelegt sind. Den Sockelfries belebt ein wiederkehrendes 
Motiv zweier auf Guirlanden schaukelnder Putten, ein Ornament, dessen 
häufige Anwendung auch auf anderen Arbeiten der Zeit auf eine 
mechanische Herstellung, ja auf eine geschäftliche Ausbeutung der 
einmal geschnittenen Form raten lässt. Über eine reich und zierlich 
ornamentierte silberne Tischglocke in der bayerischen Schatzkammer, 
von der eine Wiederholung mit anderem Griff im Besitz des Frh. Fercl. 
von Rothschild ist, und welche auch die als Merkmal W. jamnitzers in 
Anspruch genommenen Naturabgüsse von Eidechsen etc. zeigt, steht 
die Autorschaft des letzteren nicht ganz fest. 
Die Ausstellung von Budapest 1884 hat ein beglaubigtes Werk 
von unserem Meister aus dem Besitz des Herrn Egger in Pest ans 
Licht gebracht: einen springenden Hirsch auf einem von allerlei Getier 
belebten Sockel; übrigens kein Werk, welches zum Ruhm des Meisters 
viel beiträgt. Ebenso enthielt die Edelmetall-Ausstellung in Nürn- 
berg 188 5 einen „Nürnberger Pokal mit glattem Elfenbeinkörper auf 
hohem Fufs, dessen Knauf dem vorherbeschriebenen im Besitz des 
deutschen Kaisers völlig gleich war. Der Deckel war wie eine Krone 
mit vier hohen Bügeln gestaltet, unter denen eine Abbildung der Burg 
Malmsitz sehr zierlich in Holz geschnitzt war". 
Ein sehr bedeutendes Werk, das W enzel ]amnitzer im Auftrage 
Maximilians II. begann, aber erst an Rudolf H. ablieferte, ist leider 
zerstört und nur noch, wie es scheint, in Resten vorhanden. Es wird 
als "Lustbrunnen" bezeichnet und von einem Reisenden, der es im 
Llahre 1642 im Prager Schatze sah, sehr eingehend beschrieben.
	        
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