Gefäfse,
Geräte
Die
Renaissance
Deutschland.
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Becher trägt. Der untere Teil desselben ist wieder mit einem reichen
Kranze von natürlichen Blumen- und Blätterabgüssen umgeben; darüber
tragen drei schwebende Kinderengel den ausladenden Rand der Schale.
Das obere Profil dieses Randes ist durch ein lustiges Spiel von
Ranken und Blumen überragt , während im Innern drei mit den
Armen verschlungene Chimären hocken, die eine kleine Vase mit
einem naturalistischen Blumenstraufs tragen. jede Fläche dieser
Komposition ist aufs reichste mit Oniament überdeckt, meist im be-
kannten Liniengeschlinge der Mauresken, und mit Farbe. teils wirk-
lichem Email, teils Lackfarben belebt; Spuren an verschiedenen jetzt
in Silber gehaltenen Flächen weisen auch für diese auf frühere Be-
malung hin. Nach Mafsgabe einer kolorierten Zeichnung vom Ende
des I7. Jahrhunderts, die sich im Besitz der Nürnberger Familie
Merkel, der früheren Besitzerin dieses Aufsatzes, befindet, hatte der
letztere ursprünglich ein Gegenstück von gleicher Gröfse. Anschliefsend
an diesen Aufsatz sei eine reizende Replik der tragenden Figur er-
wähnt, die der Meister augenscheinlich in späteren Jahren als Daphne
bildete, indem die erhobenen Arme in Korallenzweige endigten, die
durch emaillierte Blättchen als Lorbeeren charakterisiert waren. Die
Figur, in Silber getrieben, von welcher wir auf Seite 44 eine Ab-
bildung gaben, diente als Trinkgefäls, indem sich der Oberkörper
abheben liefs, und trug die volle Marke des Meisters; früher im Besitze
C. von Rothschilds, ist sie bei der Erbteilung nach Paris gekommen.
Gleichzeitig mit derselben wurde eine ebenfalls voll signierte Figur in
Silber, einen Handwerker im Kostüm der Zeit darstellend, aufgefunden,
ein minderwertiges Werk, welches den Gedanken nahe legte, dass der
Meister auch solche Stücke, die nur zum Verkauf durch seine Hand
gingen, gelegentlich mit seiner Marke versehen hat.
Ein weiteres hervorragendes Werk Wenzel Jamnitzers ist der
grofse Pokal, welchen Kaiser Wilhelm aus Russland erworben hat.
Es ist ein mächtiges Werk, von wunderbarem Adel der Silhouette,
durch reichen Figurenschmuck in Beziehung gesetzt zu seiner Be-
stimmung, als Geschenk von vier Fürsten und vier Reichsstädten an
den Kaiser Maximilian II. zu dienen. Die Figur des letzteren im
Krönungsornat steht auf hohem Postament auf dem Deckel, umgeben
von drei geistlichen und einem weltlichen Fürsten. Eine leichte Er-
innerung an die Buckelbecher der Spätgotik, die wir sonst bei Iamnitzer
nicht finden zeigt der obere Rand der Kuppa, der von einem
architektonischen Motiv, einem dorischen Triglyphenfries, getragen wird.
Dass die Anwendung dieses Motivs eine Besonderheit unseres Meisters
gewesen sei, wie vorübergehend angenommen wurde, wird von
M. Rosenberg geleugnet. Sehr reich ist der cylindrische Teil der
Kuppa mit Ornament und knieenden Figuren dekoriert, welche die
ernaillierten Wappen der Städte halten; an dem darunter angebrachten
WVulst wechseln Masken mit frei hervortretenden Adlern. Sehr