Gefäße,
etc.
Geräte
Renaissance
Die
Deutsfhland.
199
kennen wir, ohne über die verwandtschaftlichen Beziehungen vollständig
unterrichtet zu sein, mehrere Künstler, welche ihn führen. Von
den zwei Brüdern Wenzel und Albrecht jamnitzer erfahren wir durch
Neudörfers kurze Aufzeichnungen (1547): „Sie arbeiten beede von
Silber und Gold, haben des Perspektiv und Mafswerk einen grofsen
Verstand, schneiden beede Wappen und Siegel in Silber, Stein und
Eisen, sie schmelzen die schönsten Farben von Glas und haben das
Silberezen am höchsten gebracht. Was sie aber von Tierlein, Würm-
lein und Schmecken von Silber giefsen, auch die silbernen Gefäfs
damit zieren, das ist vorhin nicht erhört worden." Von Albrecht
sind weder Arbeiten noch nähere Lebensumstände bekannt. Von
iVenzel wissen wir, dass er I 508 in Wien geboren wurde; nach Wien
scheint der Grofsvater Wenzels aus Wiener Neustadt eingewandert zu
sein, wo die Familie urkundlich seit I4 31 vorkommt; der Name
deutet auf ein Bergbau treibendes Städtchen in Mähren. Wenzel
wurde 1543 in Nürnberg Meister, 1556 als solcher zu einem Ge-
nannten des Rates erwählt und starb am 15. Dezember 1585 als
„Römischkaiserlicher Majestät Goldschmidt" daselbst dürftige Notizen,
die uns kein Bild des Meisters geben würden, wenn sie nicht durch
eine Reihe beglaubigter Arbeiten unterstützt würden.
Die ihm von Neudörfer nachgerühmte Kenntnis der Perspektive
und Messkunst bestätigt sein 1558 in Nürnberg herausgegebenes
Werk „Perspectiva corporum regularium" und ein Astrolabium mit
seiner Signatur, welches sich im physikalisch-astronomischen Kabinett
in Dresden befindet.
Die bis jetzt sicher beglaubigten Arbeiten NVenzel jamnitzers
erreichen kaum die Zahl von einem Dutzend, sind aber zum Teil
von so hohem Kunstwert, dass sie die hohe Schätzung verdienen,
deren sich der Meister schon bei seinen Zeitgenossen erfreute; ein
beiläuiiger Beweis für dieselbe ist der Umstand, dass seine Arbeiten
bis nach Dänemark begehrt wurden, und dass der Dänenkönig
Christian IV. einen jamnitzerbecher als besondere Kostbarkeit dem
Zaren zum Geschenk machte, in dessen Schatz zu Moskau er noch
heute vorhanden ist. Näheres über dieses Stück ist leider nicht be-
kannt. Das bedeutendste Stück jamnitzers ist der sogen. Merkelsche
Tafelaufsatz vom Rat von Nürnberg, „im Jahre 1549 von Wenzel
]amnitzer um 132 5 fL, 19 Schilling und 10 Heller erkauft", wie das
Ratssilberbuch von 1619 ausweist. Nach manchen Schicksalen be-
findet sich derselbe gegenwärtig im C. von Rothschildschen Museum
zu Frankfurt a. M. Es ist eine Silberarbeit von besonders klarer
Komposition: auf einem Dreipasssockel erhebt sich über Erzstufen und
von einem reichen Gewucher von Gras und Kraut in Naturabgüssen
fast bis zum Knie verdeckt, eine weibliche Gewandfigur, die Gaea, die
Mutter Erde, darstellend, in kräftiger Hüftstellung die Arme erhoben,
die auf dem Kopf einen sich zu einer Schale ausbreitenden konischen