Gefäfse,
etc.
Geräte
Deutschland.
Renaissance in
Die
197
Aber wenn auch der herrliche Pokal für Jane Seymour, dessen
detaillierte Zeichnung in den letzten Jahren mehrere Künstler, u. a.
Possard in Luzern zu Ausfühningen gereizt hat, die alle moderne
Komposition übertrafen, in seinem Reichtum an Motiven beinahe
einzig dasteht, so scheint uns der edle Geist des Meisters in
den ganz schlicht profilierten, nur mit eingraviertem Ornament ver-
zierten Stücken fast noch beredter ausgesprochen zu sein. Ganz
erstaunlich ist neben diesen Gefäfsentwürfen, unter welchen noch
die berühmte Sanduhr Heinrichs VIII. angeführt sei, der Reich-
tum der Phantasie, welcher sich in Holbeins Entwürfen für Waffen,
speziell Degengriffe und Dolchscheiden ausspricht; ein Teil derselben
wurde schon im 17. Jahrhundert von Wenzel Hollar gestochen. Die
Originale der erwähnten Entwürfe befinden sich zum Teil im Britischen
Museum ("Londoner Skizzenbuch" u. zum Teil im Museum zu
Basel.
Am letztgenannten Orte wird eine andere Sammlung von Ent-
würfen für Goldschmiede, für die Geschichte dieser Kunst nicht
minder wichtig, aufbewahrt, deren Erwähnung hier eingeschaltet sei.
Es sind die sogen. Baseler Goldschmiederisse, drei Bände mit
Handzeichnungen, signiert U. R., die wahrscheinlich zu dem Gold-
schmiedeapparat gehörten, welchen der Patrizier und Verleger Bas.
Amerbach von Jacob Hoffmann gekauft hat, und die 1661 in den
städtischen Besitz übergingen. Die Zeichnungen sind von verschie-
denen Händen; ein Teil derselben bewegt sich in den Formen der
Spätgotik, der gröfsere jedoch in denen der oberdeutschen Renaissance.
Auch diese Entwürfe sind, wie Jacob Burckhardt in einer Besprechung
dieser Sammlung sagt, äufserst verschieden an künstlerischem Wert,
aber zum Teil gewiss vom Besten jener Zeit: „Kannen zum Ein-
schenken, kleine Kännchen zum Träufeln, Humpen, Näpfe, Vorrats-
gefäfse, Prachtgefäfse zum blofsen Schmuck der Kredenz, wie Becher
mit hohem und niederem Fufs, Kokosnuss- und Straufseneibecher, ein
mit lauter Muscheln besetzter Becher, dann Konfektschalen, flache
deckellose Schalen, Flaschen, Ringkrüge u. a."
„Die künstlerische Behandlung, mit vielen einzelnen antiken Ele-
menten vermischt, wie sie damals von Italien aus die ganze abend-
ländische Formenwelt durchdrangen, ist doch im Prinzip eine andere
als die der antiken Gefäfse selbst. An letzteren wird das Leben des
Gefäfses deutlich durch Formen ausgesprochen, welche Ausdehnung,
Einziehung und elastisches Tragen sprechend charakterisieren. Die
vorliegenden Zeichnungen dagegen, sowie auch die ausgeführten Arbeiten
dieser Gattung offenbaren von einer solchen Charakteristik höchstens
einen Nachklang, während die Hauptabsicht offenbar nur auf Her-
vorbringung eines reichen und anmutigen Gerätes geht, dessen Einzel-
fonnen von der verschiedensten Herkunft sein können."
Wenden wir uns von diesen handschriftlichen Beispielen für die