Gefäße,
etc.
Geräte
Die
Renaissance in Deutschland.
191
fremde Formenwelt zu uns nahm. Als gegen Ende des I5. Iahr-
huuderts Architekten und Steinmetzen noch nicht daran dachten, von
ihren Strebepfeilern und Spitzgiebeln, Spitzbogen und Mafswerken ab-
zugeben, brachten Maler und Kupferstecher in ihren Skizzenbüchern
schon dasjenige von der neuen "antikischen" Kunst über die Alpen
heim, was sie besonders interessierte, ornamentales Detail, das sich
gut verwenden liefs bei der Umrahmung von Gemälden, bei Zier-
leisten für Buchausstattung und bei Gravierungen, wie sie für mannig-
fache Metallarbeit gefordert wurden.
S0 lebten sich diese Kleinkünstler bald in eine Formenwelt ein,
deren Inhalt an heidnisch-mythologischen Beziehungen die deutschen
Humanisten sie verstehen lehrten. Und das Interesse, das gerade
diese Kreise an der neuen Formensprache nahmen, lässt uns die
schnelle Einführung derselben in Deutschland während der ersten
Jahrzehnte des I6. ]ahrhunderts begreifen, wenn wir uns die unend-
liche Menge kleiner Druck- und Streitschriften, Pamphlete, Disser-
tationen etc. vorstellen, die als fliegende Blätter um diese Zeit die
Gedanken der Reformatoren über das Land trugen, und die selten
des ornamentalen Schmuckes in „antikischer Art" entbehrten.
So werden die Einzelheiten der Renaissancekunst den Deutschen
eher vertraut als die Gesamtfassung der Architektur; und wie die
Baumeister ihre gotischen Konstruktionen zuerst schüchtern mit dem
Detail der Renaissance Umkleiden, wie Peter Vischer für sein Se-
baldusgrabmal noch nicht vom gotischen Tabernakel loskommt, in
den Einzelheiten aber ganz dreist in Chimären und Putten arbeitet,
so behalten auch die Goldschmiede noch lange in Bechern und
Kirchengerät die gotischen Grundformen bei, die sie mit sehr schön
gezeichnetem Renaissanceomament auszuschmücken wissen. Und viel-
leicht früher als andere Kunsthandwerker lernen sie sich in diesen
Formen bewegen: denn in Deutschland finden wir zwischen Kupfer-
stechern und Goldschmieden der Frührenaissance dieselben engen
Beziehungen, wie zwischen diesen und den Bildhauern in Italien.
Keinesfalls dürfen in einer Übersicht der deutschen Goldschmiede-
kunst diese "Kleinmeister" übergangen werden, die, wenn sie auch
nicht alle selbst ausführende Metallarbeiter waren, doch durch
ihre Vorlagen und Musterblätter die letzteren mit Ideen be-
fruchteten. t)
Der Regensburger Albrecht Altdorfer (1488-1538) hinter-
liefs 22 Blätter, von denen neben rein ornamentalen Kompositionen
nicht wenige auch Becher, Kannen und Schalen und anderes Silber-
gerät darstellen.
Von den beiden Meistern D. und Hieron. Hopfer, die eben-
falls in der ersten Hälfte des I6. Jahrhunderts lebten, ist es namentlich
Guilmar.
Maitres
Las
ornementistes.
Paris,
P1011
1880.