Gefäfse,
Geräte
etc.
Die Renaissance
Deutschland.
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Reliefs aber, welche in verschwenderischer Fülle die Flächen und
Ränder der Prunkschalen, die Körper der Vasen und Kannen, die
Seiten- und Deckelflächen der Kassetten, aber auch die Rüstungen
und Schilde bedecken, lebt die ganze altklassische Mythologie mit
allen Verwandlungen des Ovid und den Allegorien, die dem Geschmack
der Zeit vor allem zusagten. Überall aber, wo die kirchliche Be-
stimmung des Gerätes dies nicht unmittelbar ausschloss, finden wir
heidnische Beziehungen, die den Päpsten und Kardinälen dieses
lebensfrohen Iahrhunderts ebenso willkommen waren wie den huma-
nistisch gebildeten Fürsten. In sehr vielen Fällen dienen die Ge-
mälde der grofsen Meister des Cinquecento, die schon gegen Ende des
Iahrhunderts durch Stiche allgemeiner bekannt zu werden begannen,
den Meistern der getriebenen Arbeit als Vorlagen.
Wenn übrigens diese Eigenschaften schon kein unterscheidendes
Merkzeichen der italienischen Arbeiten, sondern mehr oder weniger
auch den Werken der nordischen Renaissance eigen sind, so ist
es noch ungleich schwieriger, solche Merkzeichen für die Minuterie-
arbeit, die in Gold getriebenen und emaillierten figürlichen Medaillons,
Paces, Anhänger und ähnliches zu geben. Charakteristisch für Italien
bleibt die ä. jour-Ausführung solcher Arbeiten und nachträgliche Auf-
lage auf eine Platte von Halbedelstein, Lapis oder Onyx. Auch macht
sich der Einfluss der klassischen Grofsplastik Italiens wohl noch in
diesen kleinsten Bildungen geltend in anatomisch richtiger Zeichnung
der häufig übertrieben schlank gestalteten nackten Körper. Ein in
dieser Hinsicht ganz bevorzugtes Stück des Rothschild-Museums in
Frankfurt, die ]agd des Meleager in vier ausgeschnittenen Auflagen
auf die vier Seiten eines kleinen Ebenholzdöschens (wahrscheinlich
neuerer Ersatz für ein früheres Edelsteinkästchen), möchten wir daher
einem der ersten Meister der italienischen Renaissance zuschreiben.
Die
Renaissance
Deutschland.
Wie schon bei der Erwähnung Cellinis angedeutet wurde, datiert
unsere Kenntnis über die Bedeutung der deutschen Edelschmiede-
kunst im 16. und I7. Jahrhundert erst aus jüngster Zeit; während
ältere Kataloge den Namen des Florentiner Goldschmieds oder wenigstens
die Bezeichnung "italienische Arbeit" ungebührlich oft enthalten, ver-
danken wir jetzt der archivalischen und der lViarkenforschung unserer
Kunstgelehrten, vor allein Stockbauer, Steche, Bergau, Marc Rosen-
berg u. a. die Überzeugung, dass die deutsche Produktion an kunst-
vollem und kostbaren Silber- und Goldgerät in der genannten Ge-
schichtsepoche diejenige aller andern Länder an Menge und Wert
hinter sich liefs. Indessen ging es uns mit dieser neuerworbenen