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Abschnitt.
Werke
Die
Goldschmiedekunst.
der
denen ist der Perseus (in der Loggia de' lanzi) jedenfalls der be-
deutendste.
Sehen wir also den Meister in seinem langen, und man darf
sagen, abenteuerlichen Leben vielfach mit den Werken der grofsen
Plastik, mit Stempelschnitt für Münzen und Siegel beschäftigt, so war
doch sein Hauptgebiet diejenige Arbeit, welche er selbst Minuteria
nennt: die Herstellung von Geschmeide und Kleingerät aus Feingold,
edlen Steinen, Emaillen und Niellen. Für diese Art von Arbeiten
galt er seinen Zeitgenossen als unerreichter Meister, wie das Zeugnis
von Vasari und von Benedetto Varchi ausdrücklich darthut. Und
man darf nicht vergessen, dass dies Zeugnis zu einer Zeit nieder-
gelegt wurde, als die Goldschmiedekunst in Italien auf ihrer Höhe
stand als die Ziselierarbeiten eines Ghiberti, eines Pollajuolo
noch in frischer Erinnerung waren als neben Cellinis Arbeiten zum
Vergleich die Niellen von Maso F iniguerra, die Edelsteinfassungen
des Michelangelo di Viviano, die Emaillen eines Amerigo, die Fili-
granarbeiten des Piero di Nino standen, als Ambrogio Foppa seine
besten Stücke arbeitete, Giovanni da Castel Bolognese und viele
andere mit ihren Arbeiten Ruhm erwarben.
Cellini erwähnt zwar in seiner Lebensbeschreibung eine nicht
unbedeutende Zahl solcher Arbeiten ausdrücklich und noch mehr in
summarischer Zusammenfassung; dennoch dürfen wir annehmen, dass
die Zahl derjenigen, die er selbst oder mit Hilfe seiner Arbeiter und
Schüler anfertigte, die erwähnten um ein bedeutendes überstieg; sagt
er doch, dass bei seiner Verhaftung in Rom 1538 sein Laden gefüllt
gewesen sei mit Bijouteriearbeit, was durch das bei jener Gelegenheit
von Notaren aufgenommene und noch vorhandene Inventar lediglich
bestätigt wird. Hier sei nur l-eine kurze Aufzählung derjenigen Stücke
eingefügt, die in seiner Lebensbeschreibung Erwähnung finden:
Gürtelschlösser für Männer und Frauen arbeitete er schon
früh in seiner ersten Florentiner Zeit. Sie waren meist in Silber ge-
trieben, mit figürlichen Darstellungen, Kinderengeln und dergl. verziert.
Diejenigen für Frauengürtel, welche von jungverheirateten getragen
wurden, hiefsen zu jener Zeit Chiavacuore. Ähnlich in der Kompo-
sition waren die von ihm häufig erwähnten Barettmedaillen, in
deren Anfertigung er dem Caradosso nacheiferte; nur dass diese von
Gold getrieben und mit Email geschmückt zu werden pflegten. Vier
solcher Anhänger erwähnt er ausdrücklich: die erste, die vier Figuren
enthielt, beschreibt er nicht näher; die anderen hatten zum Gegen-
stand: Leda mit dem Schwan, Herkules mit dem Nemeischen Löwen
und den Atlas mit der Weltkugel, welcher bereits oben erwähnt wurde.
Die einzige dieser Medaillen, welche auf uns gekommen ist, dürfte
die Leda sein; man erkennt sie in einem geschnittenen Stein des
Antiken-Kabincttes in Wien. Im jahre 1524 hatte Cellini für Donna
Porzia Chigi in Rom eine Lilie aus Diamanten zu arbeiten, die