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Abschnitt.
Werke
Die
Goldschmiedekxlnst.
Zunächst jedoch gab ihm (1530) der Auftrag Clemens' VII. für eine
Pluvialschliefse Veranlassung, nach Rom zu gehen, wo er diese Arbeit,
von welcher er eine sehr genaue Beschreibung giebt, nebst mehreren
Münzstempeln zur grofsen Zufriedenheit des Bestellers ausführte.
Auch der Nachfolger desselben, Paul III., beschäftigte ihn (1537) mit
einem Deckel zu einem Brevier, welcher, in Feingold getrieben, auf
das kostbarste mit Email und Edelsteinen nach Art der Bijouterien
verziert war. Leider scheint auch dieses Werk verloren gegangen zu
sein. Denn die drei vorhandenen Buchdeckel (in Gotha, South Ken-
sington-Museum und früher in Neapel), welche hierfür in Anspruch
genommen werden, entsprechen entweder Cellinis sehr detaillierter
Beschreibung nicht oder sind, wie das erstgenannte, von minder-
wertiger Arbeit. Dass der Meister fast sieben Jahre nacheinander
in Rom ausharrte, muss uns um so mehr Wunder nehmen, als er aus
dieser Zeit nicht genug von Intriguen, Nachstellungen, Raufereien
und Duellen zu erzählen weifs, die ihm, wie wir klar erkennen, sein
unverträglicher und missgünstiger Charakter eintrug.
Sein erster Besuch in Paris, den er auf Franz' I. Einladung I 537
machte, war nur von kurzer Dauer. Leider erwartete ihn, als er nach
einem Jahre schon nach Rom zurückkehrte, eine Anklage wegen
Unterschlagung von Edelmetall, welche er bei der Einschmelzung
vom Schatze Clemens' VII. begangen haben sollte. Die Schilderung
der Unbilden und Grausamkeiten, welche er während einer zwei-
jährigen Untersuchungshaft in der Engelsburg erlitt, bis die Vermitte-
lung des Kardinals Ippolito d'Este ihm seine Freiheit wiederschenkte,
bilden einen der bemerkenswerten Abschntte seines Buches.
Zu seinem Gönner Franz I. im Jahre 1540 zurückgekehrt, blieb
er fünf Jahre in Diensten desselben und fertigte, unterstützt von
seinen zwei Schülern, den Römern Ascanio und Paolo, eine Reihe
hervorragender Arbeiten an. Darunter steht das Salzfass aus Silber,
welches sich jetzt in der kaiserl. Schatzkammer in Wien befindet,
obenan, schon vreil es als die gröfste unter den erhaltenen und
authentischen Arbeiten Cellinis uns am ersten eine Vorstellung von
dem Stil des Meisters giebt. Derselbe ist, was die figürliche Plastik
anlangt, als derjenige der Nachahmer Michelangelos zu bezeichnen;
an dem Fufsfriese des Salzfasses finden wir sogar die liegenden
Figuren der Medici-Gräber direkt benutzt. Der Grundgedanke in
der Komposition dieser Saliera sind das Meer und die Erde, durch
Neptun und Galatea personiiiziert, die von entsprechenden Emblemen
umgeben in ziemlich gezwungener Stellung einander gegenübersitzen.
Der gröfste Auftrag, den der König dem im Schlosse Petit Nesle
hausenden Künstler zugedacht hatte, die zwölf grofsen Planeten als
überlebensgrofse, Leuchter tragende Göttergestalten, kam nicht über
einige Modelle und die in Silber ausgeführte Gestalt des Jupiter
hinaus. Auch diese existiert nicht mehr; dafür sind andere Versuche