Gefäße,
G eräte
Die Renaissance
Italien.
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Immerhin beweisen die Umstände seines bewegten Lebens, dass er
seinen Zeitgenossen als hervorragender Meister seiner Kunst galt;
über seine authentischen Arbeiten und die weit zahlreicheren, die ihm
fälschlich zugeschrieben wurden, Licht verbreitet zu haben, ist das
Verdienst der auf Seite 17 5 angeführten, sehr gründlichen Arbeit,
welche Eugene Plon im Iahr 1883 über Benvennto Cellini ver-
öffentlichte.
Cellini, am 3. November 1500 als Sohn eines Florentiner Archi-
tekten geboren, bewies schon in seinen Lehrlings- und Gesellenjahren
den unsteten Sinn, der sein ganzes Leben beherrschte. Mit dreizehn
Jahren in die Werkstatt des Michelagnolo di Viviano (Vaters des
Bildhauers Baccio Bandinelli) aufgenommen, wechselt er nach zwei
]ahren die Lehre und geht zu Marcone, den er aber, wegen einer
Rauferei verbannt, ebenfalls bald verlässt, um abwechselnd in Siena,
Bologna, Pisa, endlich wieder in Florenz bei Salimbene zu arbeiten.
Von 1519-1523 ist er gleichsam stets auf der Reise zwischen
Florenz und Rom ; in letzterem Ort tritt ein weiterer charakteristischer
Zug seines Charakters in die Erscheinung: ein nagender Ehrgeiz, der
nicht erträgt, dass ein Kunstgenosse sich in einer Spezialität aus-
zeichnet, ohne sich sofort auf demselben Gebiete zu versuchen, auf
welchem er dann, wie er zu erzählen pflegt, sein Vorbild alsbald weit
hinter sich lässt. So hatte er in Rom, wo Clemens VII. eine Reihe
hervorragender Künstler beschäftigte, Gelegenheit, dem Caradosso in
der getriebenen Arbeit an kleinem Goldschmuck, dem Amerigo im
Emaillieren nachzueifem und sich auf die Eisentauschierung zu ver-
legen. Die Belagerung Roms durch Karl von Bourbon gab Anlass,
dass der Papst einen grofsen Teil seines Schatzes, vermutlich be-
deutende Kunstwerke des vierzehnten und fünfzehnten Jahrhunderts,
durch ihn einschmelzen liefs; auch gab ihm die Belagerung der
Engelsburg, auf welcher er als Stückmeister fungierte, Gelegenheit zu
"unerhörten Heldenthaten". Nach dem Falle der Festung verliefs er
Rom und fand in Mantua Beschäftigung, wo der mit dem Bau des
Palazzo del Te beschäftigte Giulio Romano ihm den Weg an den
kunstsinnigen Hof des Federigo Gonzaga bahnte. Nach mehreren
Arbeiten für diesen und den Kardinal Ercole Gonzaga treibt ihn
das ungesunde Klima bald wieder nach Florenz. Hier trifft er mit
Michelangelo zusammen, dessen Anerkennung in ihm natürlich den
Wunsch erweckt, sich auch in der grofsen Plastik zu versuchen.
Vorläufig begnügt er sich damit, seinen berühmten Landsmann in der
Konkurrenz um den Entwurf zu einer Hutmedaille für Federigo
Ginori zu schlagen. Diese Medaille, welche den Atlas aus Gold dar-
stellte, der, auf Lapisgrund aufgesetzt, eine Weltkugel aus Kristall trug,
sollte insofern für sein späteres Leben bestimmend werden, als die-
selbe, in den Besitz Franz' I. von Frankreich übergegangen, diesen
kunstliebenden Fürsten veranlasste, Cellini später nach Paris zu ziehen.
Luthmer, Gold und. Silber. I2