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Abschnitt.
Die
Werke
Goldschmiedekxu
sein. Um diesen Keni pflegt die Gotik und die spätere Zeit nun ganze
Kirchenfassaden in durchbrochener Architektur zu gestalten, (Fig. 78)
häufig mit reichem Figurenschmuck und nicht selten so schwer, dass
der zelebrierende Priester nur mit Anstrengung im Stande ist, die vor-
geschriebenen Bewegungen mit diesem Gerät vorzunehmen. Die sehr
beliebte Anbringung kleinerer Reliquien in der Monstranz macht oft
die Anordnung von zwei Knäufen übereinander notwendig, von
welchen der die Reliquien enthaltende vollständig als kleine Kirche
gestaltet wird. Beiläuüg sei hier noch erwähnt, dass es sehr ge-
bräuchlich war, Geschmeide bei gewissen Anlässen der Kirche zu
opfern, mit der Bestimmung, dass dasselbe an der Monstranz aufge-
hängt werde. So sind beispielsweise die Monstranzen der Stiftskirchen
in Ueberlingen und in Freiburg ifB. ganz behängt mit dem köst-
lichsten, wohlerhaltenen Renaissance-Geschmeide. Aufser den oben
erwähnten Arten der Reliquienfassung wären deren noch zahlreiche
namhaft zu machen, aus welchen jedoch nur die im Mittelalter als
"hermae" bezeichneten sogen. Kopfreliquiare hervorgehoben seien. Sie
dienen zur Aufnahme von Schädelteilen und stellen gewöhnlich die Büste
des Heiligen dar. Eins der bekanntesten ist das aus dem Igjahrhundert
stammende Haupt mit der Hirnschale Karls des Grofsen in Aachen.
Zwei besonders schöne Beispiele aus der Spätgotik besitzt die Stifts-
kirche zu Aschaifenbirrg: die Büsten der heil. St. Peter und St. Alexander,
von dem Frankfurter Meister Hans Dirmstein 1473 gearbeitet. In
ähnlicher Weise wurden auch Hände und Füfse gebildet: eins der
ältesten Beispiele der Fufs mit der Sandale des heil. Andreas, der
unter Bischof Egbert für Trier angefertigt wurde. (Fig. 65.)
Eine sehr reiche Ausbildung erfuhren in der romanischen Stil-
periode die Einbände der Evangeliarien. Die noch wenig geübte
Kunst des Schreibens mochte diese Teile der Kirchenausstattung
wertvoller erscheinen lassen: sicher ist, dass die Pracht der äufsern
Ausstattung mit der mehr handwerksmälsigeir Anfertigung von Büchern
im I 3. und I4.]ahrhundert merkbar abnimmt. Über die kunstgeschicht-
lich bedeutendsten Bände hat der Verfasser in der "Geschichte der
technischen Künstewk), Abtlg. Bucheinband, ein ziemlich umfassendes
Verzeichnis zusammengestellt, auf welches hier hinzuweisen erlaubt
sei. Den ältesten dieser Einbände und es existieren solche aus
dem 5. jahrhundert fehlt fast nie in der Mitte der Decke eine
Elfenbeintafel, anfangs noch heidnische Konsular-Diptycha, später
speziell für diese Verwendung mit christlichen Beziehungen geschnitten.
Der übrige Teil des Holzdeckels pflegt mit Silberblech bekleidet zu
sein, welches mit Filigran, getriebener Arbeit, Emailplatten, geschliffenen
Steinen, manchmal auch wohl antiken Gemmen dekoriert ist. Sehr
beliebt ist dabei die Hervorhebung der Ecken: hier finden meist die
Geschichte
Künste von Bruno Bucher,
der technischen
Stuttgart,
Spemanxx.