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AbSChx
Werke
Goldschmiedckunst.
Einiiuss gewesen sein, dass die Äbtissin von Essen, Matilde, die
Verwandte Ottos II., für ihr Kloster neben dem siebenarmigen Leuchter
auch den Kelch vom Titusbogen nachbilden liefs. Diese romanische
Kelchfomi charakterisiert sich nun vor allem durch die Halbkugelforni
des eigentlichen Behältnisses, der Cuppa, die, von einem glatten cylin-
drischen Stengel getragen, auf einem scheibeiiförmigen, breit ausladenden
Fufs steht; um die Sicherheit der Handhabung zu erhöhen, erhält
der Stengel eine kugelförmige Verdickung, den Knauf, (nodus). Die
in dieser frühen Periode nicht selten vorkommenden mit zwei Henkeln
versehenen Kelche (Fig. 70) erklären sich so, dass schon früh zwischen
dem zelebrierenden Priester und
bediente sich eines kleineren,
Ja, v, H ungchenkelten Kelches; bei der
Ryliii, ß ij" Kommunion der Gemeinde wurde
"V v ein grofser Henkelkelch voin
l Diakonen getragen, aus dem
c- der Priester vermittelst eines
Löffels den heil. Wein verteilte.
Das interessanteste Beispiel eines
A, Zolcheg gehenkiten IxelcliIeiIs ist
f-ilirißtiaie": 531g er 0 en erwti n e von ein-
rich II. gestiftete, dler sich jetzt
in der "reichen Kapelle" zu
I," München befindet. Daneben kom-
{IQ-ß men auch ungehenkelte Kelche
vor, welche durch ihre Gröfse
auffallen; diese sind als Zier-
kelche zu betrachten, die nicht
Fig 71. Tliassilokelch aus Krelflsmünsterin Zungn gäälgäuch läeim Aflaänd-
ma i n, son ern au ein
Altar standen, in ältester Zeit auch wohl in Ketten von der Decke
des den Altar umschliefsenden Tabernakels herabhingen. Als Zier-
kelch erweist sich z. B. ein schöner Onyxkelch im Schatz von
S. Marco zu' Venedig, der an der Lippe eine Perlenreihe eingesetzt
zeigt wobei bemerkt sei, dass bei jedem zum Gebrauch bestimmten
Kelche, mag derselbe noch so reich ornamentiert sein, der oberste
Rand, die Lippe, glatt bleibt; auch spart man wohl aus dem orna-
mentalen Überzug ein halbkreisförmiges, glattes Stück für den Mund-
ansatz aus. Als einer der frühesten Kelche noch aus karolingischer
Periode erfreut sich der sog. Thassilokelch in Kremsmünster eines
verdienten Ansehens; er ist 91h cm hoch, aus-vergoldetein Kupfer
mit silbernen, zum Teil niellierten Auflagen, und hat eine fast eiför-
iiiige Cuppa. (Fig. 71.)