Gefäße,
etc.
Geräte
Romanische
gotische
Periode.
145
Vorstellung, wenn wir erfahren, dass Karl V. (1364--80) seine
Schlösser, in denen er abwechselnd residierte, mit allem zur Hofhal-
tung nötigen Inventar dieser Art ausgestattet hatte. Die Städte aber
setzten ihren Ehrgeiz darein, hinter dem Hofe nicht zurückzubleiben,
besonders, wo die in dieser Zeit beginnenden feierlichen "Entrees"
die Einholungen von Fürsten und Fürstinnen, Gelegenheit zu prunk-
vollen Schaustellungen gaben. Solche Anlässe waren u. a. die Ein-
holung der bekannten Prinzessin Isabeau von Bayern gleichzeitig
mit Valentine von Mailand in Paris. Die Luxusgesetze, die natürlich
ohne durchgreifende Wirkung in Frankreich in dieser Zeit dem Auf-
wand im Gebrauch des Edelmetalls steuern sollten, waren etwas selt-
sainer Natur: so verbot Philipp der Schöne 1294 allen Bürgern,
die unter 6000 livres Einkommen hatten, den Gebrauch goldenen und
silbernen Speise- und Trinkgerätes. Das etwa vorhandene war an
die königliche Münze abzuliefern. Acht Jahre später verordnete er
abermals, dass auch die hiernach Berechtigten neun Zehntel ihres
Silbers abzuliefern hätten: sicher ein einfaches Mitte], die fiskalischen
Kassen zu füllen! Als dann unter Karl VI. (1380-1422) die un-
glücklichen Kriege mit England einen Teil des französischen Bodens
in Verlust brachten, blüht neben dem verarmten französischen Hof
derjenige von Burgund zu hohem, wenn auch kurzen Glanze auf, und
Gent wird vorübergehend ein Mittelpunkt des uns beschäftigenden
Kunsthandwerkes.
In England folgte der oben erwähnten Gründung der Londoner
Goldschmiedeinnung im ]ahre 1300 der Zusammentritt der schottischen
Goldschmiede 1457. In Irland werden die Verhältnisse erst 1638
durch Karl I. geordnet. Im übrigen dürfen wir auch in England
nicht nach erheblichen Resten inländischer Arbeit aus der gothischen
Periode suchen: was die dreifsigjährigen Kämpfe der roten und weifsen
Rose verschont hatten, üel der Klosterplünderung Heinrichs VIII.
zum Opfer, wofür dann wieder die katholische Maria durch Zer-
Störung der profanen Schätze Rache nahm. Die einzigen Stätten, die
aus diesen YVirren einen einigermafsen erheblichen Bestand von
Silbergerät retten konnten, waren die Universitäten Oxford und
Cambridge.
Auch Spanien hat in der Zeit des Mittelalters eine blühende
Goldschmiedekunst aufzuweisen, wenn auch noch nicht annähernd an
den Luxus heranreichend, den die Ankunft der Silberflotten aus den
neuentdeckten Ländem Amerikas im I6. Jahrhundert im Gefolge
hatten. Waren die Mauren auch nach blutigen Kämpfen aus dem
"allerchristlichsten" Königreiche vertrieben, so wirkte ihre hochent-
wickelte Kunst in allen Metallarbeiten doch noch lange nach. Vor
allem war es Barcelona, dessen Silberarbeiten eines grofsen Rufes
genossen. In der Kathedrale erhob sich ein massiv silberner Thron-
sessel für den (1400 verstorbenen) König Don Martin von Arragon.
Imthmer, Gold und Silber. 10