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Abschnitt.
Wvrke
Die
Goldschmiedekunst.
der
die Restauration des durch eine Feuersbrunst zerstörten Doms und
seiner Schatzkammer an. Die Namen zweier seiner Goldschmiede,
Brunhard und dessen Sohn Erphon, überliefert sein Biograph. Be-
sonders interessant wird uns die Paderborner Schule durch die For-
schungen Alb. Jlgs, der in einem Mönche Rogherus aus dem Pader-
borner Kloster Helmershausen im Hessischen, dem Verfertiger eines
im Domschatz zu Paderborn verwahrten sehr kunstreichen Reisealtars,
den Verfasser der „Sclzedzzla dzbersaruan artimn" erkannt hat.
Diese grundlegende Schrift über verschiedene Zweige der Kunst und
des Kunstgewerbes, deren Verfasser sich selbst den Namen Theophilus
beilegt, in mehreren Handschriften aber als Mönch Rogerus be-
zeichnet wird, ist das wichtigste litterarische Zeugnis für die Bekannt-
schaft des elften Jahrhunderts mit einer grofsen Menge Techniken,
die zum Teil wohl auf der Tradition byzantinischer Künstler beruhen
mag. Endlich haben wir noch als kunstsinnige Geistliche den Abt
Engelbert von Freising und den auch als Maler und Miniatoi- be-
kannten WVerner von Tegernsee zu nennen. In Hildesheim wurden
gegen Ende des Jahrhunderts die Traditionen Bernwards durch die
Bischöfe Azelin und Hattilo fortgesetzt, unter welchen die grofsen
Lichterkronen daselbst entstanden. Diese aus einzelnen Laternen am
Umfang eines ornamentierten, horizontal hängenden Ringes bestehenden
Kronleuchter, welche als Nachbildungen des „himmlischen Jerusalems"
aus der Apokalypse aufgefasst werden, sind in diesem und dem
folgenden Jahrhundert eine sehr beliebte Aufgabe der Goldschmiede.
Den Hildesheimer Leuchtern direkt nachgebildet erscheint der von
S. Remy in Reims. Unstreitig der schönste und bedeutendste,
wenn auch in der Franzosenzeit seines statuarischen Schmuckes be-
raubt, ist derjenige, den Kaiser Friedrich Rothbart durch den Ordens-
geistlichen Wibert für die Münsterkirche in Aachen anfertigen liefs.
An demselben Orte sei gleichzeitig eine andere von dem genannten
Kaiser gestiftete Arbeit der Goldschmiedekunst, der prachtvolle Schrein
Karls des Grofsen, erwähnt, der für den im I 3. Jahrhundert erbauten
Schrein der „grofsen Heiligtümer" augenscheinlich zum Vorbild ge-
dient hat.
Um die Aufzählung der im 10. bis I2. Jahrhundert um die
Goldschmiedekunst bemühten geistlichen Würdenträger nicht zu weit
auszudehnen, sei in Frankreich nur der berühmte Abt Suger von
St. Denis (1I22_II52) hervorgehoben, der nicht nur in der Er-
bauung seiner grofsen Abteikirche den Baukünstlern eine nachhaltig
wirkende Anregung gab, sondern auch eine Reihe von Edelsteinarbeiten
entstehen liefs, von denen nur leider sehr wenig die Stürme der
Religionskriege und der Revolution überdauert hat. Weder das be-
rühmte, I m hohe, mit Goldplatten bekleidete Kruzifix noch der eben-
so ausgeführte Hauptaltar von St. Denis sind erhalten: nur drei Ge-
fäfse, eine hohe Flasche von Bergkristall, eine antike Porphyrvase, als