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Abschn
Goldschm iedckunst.
der
Werke
Die
fernem Ostens gehuldigt wurde. Von unzweifelhaftem, wenn auch
nicht zu überschätzenden Einüuss auf die Übung der Künste in
Deutschland war die Vermählung Ottos II. mit der byzantinischen
Prinzessin Theophano; mehr aber als die griechischen Werkmeister,
welche dieselbe nach Deutschland zog, hat in dieser Hinsicht die lebhafte
Beziehung der Ottonen zu Italien gewirkt. So wenig erspriefslich
die Römerzüge derselben für die deutsche Politik sein mochten, so
vielfache Anregung und Kenntnis brachten die weltlichen und geist-
lichen Begleiter der Könige aus den alten Sitzen der Kultur in ihr
Vaterland zurück.
Wir begegnen in dieser Zeit einer Reihe von Namen höherer
(ieistlicher, welche nicht nur als Förderer der Künste, sondern als
unmittelbar Ausübende gerühmt werden. S0 blühte in Trier eine
Goldschmiedeschule unter Bischof Egbert (977-993) von deren
XVerken leider wenig übrig ist; als Hauptstücke sind zu nennen das
"Echternacher Evangeliar" (jetzt in Gotha), auf dessen mit Elfenbein
und Zellenschmelz verziertem Deckel in dem aus Goldblech getriebenen
Rande die Reliefbildnisse von Theophano und ihrem Sohn Otto III.
angebracht sind; ferner ein Reliquiar mit der Sandale des heil. An-
dreas im Domschatz zu Trier (Fig. 6 5 u. 66) und eine in Limburg a. d. L.
aufbewahrte Theke mit dem Stabe des heil. Petrus. Auch den massiv
goldenen Kelch mit Email und Steinen, welcher sich in der Kirche
St. Remi zu Reims befindet, weist Labarte der zu ihrer Zeit weit-
berühmten Goldschmiedeschule von St. Maximin bei Trier zu. Der
Schrein der II 000 Jungfrauen, welcher sich bis zur französischen
Revolution in der Abtei Grandmont bei Limoges befand, war eben-
falls ein Werk eines Trierer Goldschmiedes Reginald. Endlich ist zu
erwähnen, dass das Tochterkloster von St. Maximin, Siegburg, die
dort gepflegte Kunstfertigkeit in der Goldarbeit erbte und am Nieder-
rhein verbreitete. In Mainz bezeichnet die Zeit des Bischofs Willegis
(976-1011) die Blüte der Goldschrniedekunst; leider sind wir über
die reiche Ausstattung, welche derselbe dem Domschatz angedeihen
liefs, nur litterarisch unterrichtet.
Die bekannteste Gestalt unter den kunstpflegenden Kirchen-
fürsten dieser Zeit ist Bernward von Hildesheim (992-1022), der
auch als Gelehrter, Diplomat und Geschichtschreiber eines hohen
Rufes genoss. Sein Biograph Thangmar berichtet, dass er Werk-
stätten der verschiedensten Kunsttechniken einrichtete, dieselben häufig
selbst besuchte, um die Arbeiten zu überwachen und, wo es not that,
zu korrigieren, so dass die Sage nicht versäumt hat, ihn selbst zum
ausübenden Künstler zu stempeln. Aufser den berühmten Erzgüssen,
die noch in Hildesheim vorhanden und vielleicht als Wiedergaben
von den in Italien geschauten antiken Resten, der Trajanssäule,
dem siebenarmigen Leuchter vom Titusbogen, aufzufassen sind, be-
finden sich im Domschatz zu Hildesheim noch drei Werke in Silber