134
Abschnitt.
Werke
Die
G oldschmiedekunst.
so ist doch soviel sicher, dass der 588 zu Limoges geborene Meister
nicht nur den Grund zu der in seiner Geburtsstadt zu dauernder
Blüte gelangten Goldschmiedelxunst gelegt, sondern auch eine Schule
gegründet hat, aus welcher uns als seine unmittelbaren Nachfolger
Banderic und der Sachse Thillon genannt werden. Die übrigen nor-
dischen Länder haben dieser Blüte der Goldschmiedelaunst am Mero-
vingischen Hofe nichts an die Seite zu setzen. Deutschland tritt in
kunstgeschichtliche Bedeutung erst mit Karl dem Grofsen ein.
Wie schon erwähnt, sind die Reste aus dieser Zeit ganz spär-
lich. Aufser dem erwähnten Schatz von Monza, zu welchem noch
ein kästchenförmiges Reliquiar mit einem Zahn johannis des Täufers
kommt, besitzt der Schatz von S. Marco in Venedig eine Reihe von
C-oldschmiedearbeiten byzantinischer Herkunft, darunter vor allem ein
Reliquiar in Tafelform mit den Gestalten des Konstantin und der
heil. Helena. Auf deutschem Boden ist besonders ein in Limburg
aufbewahrtes, ursprünglich aus Trier stammendes Reliquiar in Kreuz-
form mit einer Kreuzpartikel zu nennen, durch Aus'm Weerth als
Siegeskreuz des Kaisers Konstantinus Porphyrogenetos bezeichnet. Da-
neben erwähnt Jlg noch ein Triptychon mit vielen Heiligengestalten
in der Martinskirche zu Münsterrnaifeld. In den östlichen Ländern
ist endlich als Hauptwerk byzantinischer Kunst die ungarische
St. Stefanskrone zu erwähnen, eine reiche Komposition mit Email-,
Gemmen- und Filigranschmtick und mit Fürstenbildern geziert, ein
Geschenk des Kaisers Michael an den Ungarnfürsten Geysa I. (107 5).
Das tafelförmige Reliquiar im Dom zu Gran hat auf dem mit Flecht-
ornament verzierten Rand acht getriebene Heiligenbilder.
Romanische
und
gotische
Periode.
Die Geschichte der Goldsclimiedekunst in der romanischen
und gothischen Stilperiode ist im wesentlichen eine Geschichte
der Kirchengerätte. Zum wenigsten sind es diese fast ausschliefslich,
von denen uns Reste in solcher Zahl erhalten sind, dass wir an der
Hand derselben die Entwickelung der Goldschmiedekunst verfolgen
können, wenn das Erhaltene auch im Vergleich zu dem, wovon
historische Berichte melden, verschwindend genannt werden muss.
Während der romanischen Periode liegt für alle Künste und
Wissenschaften, auch für unsere Kunst die Pflege durchaus in den
Händen der Klostergeistlichen. Speziell die Benediktiner gelten seit
Karl dem Grofsen als die eigentlichen Pfleger aller Künste; nur in
Frankreich beginnen schon früh, im I I. Jahrhundert Laienkünstler sich
mit diesen Arbeiten zu beschäftigen.
Die erste Anregung zu inländischer Bearbeitung des Edelmetalls
in gröfserem Umfange scheint Karl der Grofse gegeben zu haben;
jene eigentümliche, nicht unpassend als "Vor-Renaissance" bezeichnete