Gefäifse,
etc.
Geräte
a. Altertum
Mittelalter.
frühes
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nauigkeit in Zahlen-, Gewichts- und Wertangaben nichts zu wünschen
lassen. Als charakteristisch können wir bei diesen Erben der Welt-
herrschaftein Erstarren der Goldschmiedekunst annehmen, wie wir
es auch in der Bildnerkunst und Malerei finden: kein Hauch von dem
Leben und der Anmut der griechischen Antike belebt mehr diese
versteinerten Gewandfiguren, die bald in der Hofetikette zu stereotypen
Gestalten werden. Ein zweiter Zug ist eine glänzende Farbenlust,
Welche das Goldschmiedewerk mit Email, Steinschmuck und Niello
bereichert, um ihm in den mit gleicher Farbigkeit ausgestatteten
Kirchen den nötigen Effekt zu sichern. Denn wesentlich die Kirche
ist es, welche der Goldschmiedekunst jetzt ihre höchsten Aufgaben
stellt. Seit Konstantin dem Grofsen wird es ein Gegenstand besonderer
kaiserlicher Leidenschaft, die Kirche mit Edelmetallgerät auszustatten,
wobei das Gold und Silber nach Zentnern gewogen wird. Aber seine
Geschenke an die von ihm erbaute Hauptkirche "der göttlichen Weis-
heit" werden noch überboten durch Iustinian. Als dieser Kaiser im
6. Jahrhundert die abgebrannte Hagia Sofia in erhöhter Pracht wieder
aufbauen lässt, übertrifft er den ersten Stifter auch durch die Häufung
von Gold und Silber in derselben; so. erbaut er ein Tabernakel über
dem Altar und eine Patriarchenkathedra aus massivem Silber. Die
Verwendung dieses Materials zu Architekturteilen, speziell zu Säulen-
kapitälen, Thürliügeln etc. wird überhaupt in dieser Zeit üblich.
Daneben hatte die byzantinische Goldschmiedekunst von altersher das
Bekleidungsprinzip geübt: eine Art Blechstil, der sich aus dem Über-
ziehen von Holztafeln mit Gold- und Silberblech ergab, welches
getrieben und mit Email und Steinen geschmückt wurde. Dieser
Stil übertrug sich auch auf die italienische Kunst: eines seiner Haupt-
werke ist die „Pala d'Oro", das zu einem Altaraufsatz verarbeitete
Altar-Antipendium iin Schatze von S. Marco in Venedig, welches 976
durch den Dogen Pietro Montorsoli in Byzanz bestellt wurde. Schon
vorher, 825, war durch einen einheimisch longobardischen Künstler
Wolfvinus auf Bestellung des Bischofs Angilbert II. von Mailand
ein Altar für Sant' Ambrogio in dieser Bekleidungstechnik mit Email
angefertigt worden, der 80000 Goldgulden gekostet hatte.
Dieser Inkrustationsstil fand nun eine rasche Verbreitung auch
nach den nordischen Ländern. Hier ist es speziell das Frankenreich
unter den Merovingischen Königen, welches zuerst die Goldschmiede-
kunst für kirchliche und Hof-Zwecke in Anspruch nimmt. Die ältesten
uns hier namhaft gemachten Meister, Mabuinus und Abbo, sind nur
die Vorläufer des bekannteren Elogius, der später heilig gesprochen
als Patron der Goldschmiede gilt und dessen in legendarer Form
überlieferte Lebensbeschreibung uns Kunde von sehr bedeutenden
Ausführungen in Silber und Gold gibt. Wenn von seinen Werken
sich auch kaum etwas mit Sicherheit aufweisen lässt, da der ihm zu-
geschriebene "Stuhl Dagoberts" im Louvre vielfach bestritten wird,