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Abschnitt.
Die
Goldschmied ekunst
der
Werke
birgt manche Erinnerung an diese früheste longobardische Kunst-
entfaltung in der Stiftung der Königin Theodolinde (Anfang d. 7. jahr-
hunderts), die eine Votivkrone, ähnlich denen von Guarrazar, und eine
Evangeliendecke schenkte. Letztere (abgeb. bei Labarte, II, 38.) zeigt
eine Einrahmung von jenen charakteristischen Edelstein-Cloisons in
Kreisornamenten. Die im übrigen aus glattem Goldblech hergestellte
Decke ist mit einem Kreuz belegt, welches mit zahlreichen Edelsteinen
besetzt ist; in den vier Kreuzecken sind auf dem Grund vier ovale
Kameen angebracht. Die Votivkrone ist leider durch eine Restauration
im Iöjahrhundert etwas verändert. Diesen Stiftungen fügte Berengar V.
in der zweiten Hälfte des 9. jahrhunderts diejenige der "eisernen
Krone" hinzu, eines mit Stei-
nen besetzten goldenen Stirn-
G reifs, der im Innern einen aus
f: einem Nagel des Kreuzes
Z1: L Christi geschmiedeten eiser-
nen Reif birgt. Interessante
W "4 Verwandtschaft mit dem be-
im g schriebenen Evangeliendeekel
von Monza zeigt in seiner
Almandin Verzierung ein
Fund, der 1845 in Gourdon
in der Champagne gemacht
{i Hi wurde. Er besteht aus 611'161"-
fijx kleinen Vase mit Doppelhenkel
,i und einem viereckigen Plateau,
jjlirx dessen Rand ähnlich dem des
u Evangeliars ornamentiert, und
Fig. a2. 'Zweihenkeliger Kelch aus dem s. Jahr- dessen Fläche mit eineln
hundert Fund von Gßurdßn- ebensolchen Kreuz und vier
in Herzform geschliHenen
Steinen besetzt ist (Fig. 62); jetzt in der Nationalbibliothek in Paris
(s. Labarte, I, 35).
Mag man nun bei diesen in ihrer Dekoration so merkwürdig
übereinstimmenden Resten eine einheimische Kunsttradition der Wander-
Völker, mitgebracht von den Ufern des Pontus, oder mag man eine
unmittelbare Beeinflussung von Byzanz annehmen unter keinen
Umständen darf man aufser acht lassen, dass in dieser Hauptstadt
sich in der in Rede stehenden Zeit ein Gold- und Silberluxus ent-
wickelte, der an Massenhaftigkeit alles hinter sich liefs, was bis dahin
erhört gewesen war, und der sicher nicht ohne Einfluss auf die übrige
Welt blieb, die Byzanz ebenso als ihren Mittelpunkt zu betrachten
gelernt hatte, wie es früher Rom gewesen war. Allerdings istwvon
diesem ganzen Reichtum wenig erhalten, und wir sehen uns auf die
eingehenden Nachrichten der Hofschriftsteller verwiesen, die an Ge-