Abschnitt.
Die Technik.
Gold kommt in der Natur entweder in festem Gestein einge-
wachsen oder in Schuttmassen verwitterter Gesteinsarten vor. Die
Gewinnung des ersteren erfolgt meist auf dem Wege eigentlichen
Bergbaus, die des letzteren durch Auswaschen (Schlemmen). Gold-
haltige Gänge in festem Gesteine finden sich vor allem im Hoch-
gebirge von Nevada an der Grenze von Mexiko, früher auch in
Ober- Ungarn. Die weitaus gröfsere Menge wird jedoch aus ver-
wittertem Gestein, meist Quarzen, gewonnen, welche durch Natur-
gewalten in Sand verwandelt und durch Wasserstürze aus den Gebirgen
in die Thäler geführt sind. Die Hauptlager dieser Art finden sich
in Kalifornien und Australien. Eine grofse Menge goldführender
Flüsse waren den Alten bekannt: als solche wurden von den Römern
besonders geschätzt und ausgebeutet der Tagus, der Po, der Hebrus
in Thrazien, der Pactolus und der Ganges. Doch auch unsere Flüsse,
der Rhein, Lech, Isar und Inn führen in ihrem Geröll Spuren
von Gold, dessen Ausbeutung in früheren Jahrhunderten noch als
lohnend galt.
Die jährliche Goldproduktion der ganzen Erde wurde nach einem
in den jahren 1856- 1860 genommenen Durchschnitt auf 575 Mil-
lionen Reichsmark geschätzt, ist jedoch in den letzten zehn jahren um
etwa 132 Millionen jährlich zurückgegangen. Für industrielle Zwecke
ist nach der Berechnung von Soetbeer von dieser Produktion in Ver-
Wendung gekommen jährlich für etwa 2 34 Millionen Mark, oder an-
nähernd die Hälfte des ganzen jahresertrages.
Da uns das Gold wesentlich in künstlerisch verarbeitetem Zu-
stande interessiert, so übergehen wir die Art seiner hüttenmäfsigen
Gewinnung aus dem abgebauten oder ausgewaschenen Erz und fügen
nur einige Notizen über seine physikalischen und chemischen Eigen-
schaften ani). Das Gold wird, wie schon oben gesagt wurde, weder
durch Luft noch Feuchtigkeit, noch auch durch Säuren zum Oxydieren
gebracht, ebensowenig beim Schmelzen. Zum Verflüchtigen bedarf es
außergewöhnlich hoher Hitzegrade, während seine Schmelztemperatur
bei 1037 Grad Celsius liegt. Es ist sehr geschmeidig und in reinem
Zustande weicher als Silber; wie man ihm die zur Verarbeitung nötige
Härte durch Beimengung anderer Metalle mitteilt, werden wir weiter
unten kennen lernen. Seine Dehnbarkeit ist eine aufserordentlich
grofse, wie die Ausarbeitung zu Blattgold beweist, welches bis zu ein
Neuntausendstel Millimeter Dicke ausgeschlagen wird. Bei vergoldeten
Silberdrähten hat sich die Dehnbarkeit sogar bis zu ein Ziveiundzxrvanzig-
tausendstel steigern lassen.
Das spezifische Gewicht des Goldes ist etwas über I9, je nach
der Art seiner Bearbeitung; es steht hiernach unter den schwersten
Metallen an dritter Stelle (Iridium 22, Platin 21,5).
Kulmer,
Kunst des
Die
Goldarbeiters.
Weimar,
Voigt.