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Erster
Abschnitt.
Die
Technik.
Gewinnung
und
Verarbeitung
des
Edelmetalls.
Unter Goldschmiedekunst versteht unser Sprachgebrauch nicht
nur dem Wortsinne nach die Bearbeitung des Goldes mit dem Hammer,
sondern jede Art der Verarbeitung der Edelmetalle zu künstleiischen
Zwecken. Man hat daher in neuerer Zeit das Wort nicht unpassend
durch "Edelschmiedekunst" zu ersetzen gesucht. Unter Edelmetallen
versteht man hierbei die am meisten verbreiteten, nämlich Gold und
Silber. Doch zieht man auch alle diejenigen Techniken, welche zum
Ausschmücken dieser Metalle in Anwendung kommen, in das Bereich
der "Goldschmiedekunst". So werden sich die folgenden Blätter nicht
nur mit der Bearbeitung von Gold und Silber, sondern, wenn auch
in kürzerer Fassung, auch mit der Emaillierkunst, den Edelsteinen und
ihrer Bearbeitung, dem Niello u. a. m. zu beschäftigen haben. Die
Weitere Bedeutung jeder feineren, kunstmäfsigen Metallbearbeitung,
welche z. B. die französische Sprache adoptiert hat, indem sie von
"orfevrerie d'etain" spricht, wollen wir dem Worte jedoch nicht geben.
Es sind verschiedene Gründe, die den beiden genannten Edel-
metallen so sehr den Vorrang vor allen übrigen verschafft haben, dass
sie nicht allein fast ausschliefslich zur Darstellung des Geldwertes in
Handel und Wandel gewählt worden sind, sondern auch das alleinige
Recht beanspruchen, den Menschen, seine Person und seine häusliche
Umgebung zu schmücken. Der Hauptgrund darf in der Seltenheit
ihres Vorkommens gefunden werden; nicht minder spricht ihre Be-
ständigkeit gegen Oxydierung unter gewöhnlichen Verhältnissen mit.
Der Kunst boten sie sich als beliebteste Materialien durch ihre grofse
Ductilität, ihre weiche Zähigkeit dar, weit mehr aber noch durch die
charaktervolle Schönheit ihrer spezifischen Farbe, die namentlich beim
Golde kaum durch ein anderes Naturprodukt übertroffen wird.
Luthmer, Gold und Silber. 1