Geschmeide.
Das
Renaissance
Spätzeit.
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Kaiserreich durch die der antiken Tracht entlehnten Diademe
Verdrängt.
Auch das so lange verachtete Ohrgehange kommt im 16., 17.
und I8. Jahrhundert wieder auf. Wenn auch die hötische Tracht
eine besondere Kunstentfaltung an diesem Schmuckstück nie recht be-
günstigt zu haben scheint und das einfache Perlen-Berloque als vor-
nehm bevorzugte, so haben die bürgerlichen Klassen namentlich in
Deutschland und Italien sehr zierliche, im Sinne der Spätzeit kom-
ponierte Ohrgehänge getragen, die noch zahlreich in den Sammlungen
Vertreten sind.
Ein weiteres in dieser Zeit ausgebildetes Schmuckstück ist die
SChuhschnalle; auch hierin wird ein erstaunlicher Luxus entfaltet,
der den Besatz mit Edelsteinen besonders begünstigt. Daneben
l-IOmmen an der bürgerlichen und bäuerlichen Kleidung hübsche Bildungen
In Filigran und auch derbere Gestalten in Bronze vor.
Zum Schluss soll, wenn auch nur flüchtig, das grofse Gebiet
VOH Schmuckgegenständen gestreift werden, welches mit der Taschen-
llhr und anderem Beiwerk des Kostüms im 17. und I8. Jahrhundert
zusammenhängt. Die Uhr, schon im 15. Jahrhundert als tragbarer
Zeitmesser hergestellt, hatte anfangs ebensowenig die scheibenartige
Form wie die Verwendung von Edelmetall zur notwendigen Voraus-
setzung. Die Uhren des I6. Jahrhunderts waren ziemlich hohe
Cylinder von ovalem, oder Prismen von länglich-achteckigem Quer-
Schnitt; sehr oft waren sie ganz aus Kristallplatten zusammengesetzt,
um das damals noch interessierende Gangwerk dem Auge nicht zu
entziehen. Später erhalten sie ohne die Form wesentlich zu ändern
Gehäuse von vergoldeter Bronze, die fast immer doppelt sind, so-
dass das äufsere durchbrochen gebildet werden kann. Daneben kommen
aber auch Uhren in Kreuzfonn vor, deren kreisrundes Werk in die
Kreuzungsstelle eingelassen ist. Allmählich im I7. Jahrhundert nehmen
die Taschenuhren die kreisrunde, bei verhältnismäfsiger Dicke bei-
nahe kugelige Form an. Die Ausstattung des äufseren Deckels und
des Zitferblattes wechselt natürlich von der schlichtesten Einfachheit
bis zur verschwenderischen Pracht. Ganz unabhängig davon findet
man aber im Innern der Uhr auf ihrer Rückplatte stets eine Stelle,
an der sich die Arbeit des Graveurs in höchster Vollendung zeigt:
die durchbrochene Deckplatte der "Unruhe", der "Spindelkloben", wie
er meist genannt wird. Wir können auf diesen Gegenstand, der eine
ganze Geschichte der Onarmentik einschliefst, hier nicht näher ein-
gehen, wollen ihn jedoch nicht unerwähnt lassen, da er in den letzten
Jahren häufig Gegenstand der Sammlung geworden ist.
Das Zifferblatt pflegt von Silber zu sein und 1st häufig mit schönen
Gravierungen verziert; im I8. Jahrhundert finden wir reiche Blätter mit
Ernailmalerei und vierfarbigem Gold. Den Anfang zu unsern schmuck-
lßsen Emailblüttern macht in dieser Zeit die Sitte, die einzelnen Zahlen
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