Das
Geschmeide.
Renaissance
Spätzeit.
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I-egare, der diesem Rankenwerk sehr geschickt das Motiv ilatternder
Bänder einzufügen wusste, Le Mercier, dem bereits genannten
J. Toutin aus Chateaudun (1619). Von Niederländern, die in diesem
Stile komponiert haben, ist der Amsterdamer H. Janssen (16 50), von
Deutschen Fr. Jac. Morisson (1697) und der Strafsburger P. Symoni
(1621) hervorzuheben. Die eigentümliche Form des Blattornamentes,
welches dieser Stil ausbildete, und die uns anderwärts nirgends weder
111 der Skulptur noch der Malerei dieser Zeit begegnet, wird von den
Franzosen mit dem besonderen Namen "Erbsenschoten-Stil" (genre
cosses de pois) bezeichnet. Besonders versteht man hierunter eine
nicht häufig vorkommende Anwendung von Email (meist Schwarz
und Weifs) auf diesem Blattwerk, wobei der Besatz mit Steinen weg-
fällt, und die Blätter an ihrer breitesten Stelle ein ovales Loch zu
haben pflegen. Pierre Bourdon (um 1703) zeigt in seinen Kompo-
sitionen, die ebenfalls reiche Motive für juwelenfassung enthalten, eine
freiere Ornamentik.
Auch die Gegenstände, welche dieser Zeit entstammen, unter-
scheiden sich in der Form und in der Art ihrer Verwendung vom
Renaissanceschmuck. Die Anhänger, Ketten, Kopfschmucke etc. sind
leichter und offener komponiert, was schon durch das Zurücktreten
der Metallarbeit bedingt war. Die Anhänger, oft aus zwei oder mehr
beweglich aneinander hängenden Teilen bestehend, werden häufig an
einem Sammetband getragen, welches den Hals fest umschliefst: die
Halsketten haben selten noch eigene Anhänger; überhaupt sind sie
im Verschwinden und machen den Perlenschnüren Platz. Desto
reichlicher entwickelt sich die Agraffe, die dem Gewande an den ver-
schiedensten Stellen angeheftet wird. Die bevorzugte Stelle beim weib-
lichen Kostüm ist immer noch die Brust: auf der steifen Korsage,
die Ende des I7. Jahrhunderts aufkam, bot sich der Raum zu einer
reichlichen Verteilung von Schmuck; und bald sehen wir dieselbe ganz
mit Juwelenarbeit bedeckt, in ähnlicher Art wie bei den Damen der
Renaissance Kettengehange die Kleidertaille beinahe zudeckten. In
dieser Zeit sind es aber einheitlich komponierte förmliche Kleider-
einsätze, nach unten spitz zulaufende Flächen von Rankenwerk mit
Brillanten; in anderem Falle auch wohl Haken und Ösen oder Schnür-
Werk nachahmend. Seitwärts am Kleidausschnitt und auf der Schulter
War ebenfalls ein bevorzugter Platz für Agraffen und Broschen, für
Welche sich aus der Kleidermode Ludwigs XIV. noch vielfach die
FOIm der Bandschleife erhalten hatte. Endlich wird im I8. jahr-
hundert, als der Luxus seinen Höhepunkt erreicht hatte, auch der
spanier", das aufgenommene Überkleid, in seiner ganzen übertriebenen
Ausdehnung mit einzelnen Iuwelenstücken überstreut, so dass auch
Von dieser Zeit wieder einmal gilt, dass die Frauen des Hofes ihr
gesamtes Vermögen (und häufig auch noch ihren Kredit!) auf einem
Kostüm zur Schau trugen. Die Herrenmode suchte durch Besetzung
Luthmer, Gold und Silber. 8