Kunstschlniedetechnil:.
Entwickelung der
Geschichtliche
ist dies ihre Pflicht und Schuldigkeit. Der Schwerpunkt aber liegt in
der Werkstätte und es ist höchlichst anzuerkennen, dafs Meister, wie
Puls, wie Kramme in Berlin, wie Milde, wie Gillar in Wien u, a.
schon frühzeitig ihre Aufgabe darin suchten, der Schmiedeisentechnik
wieder zu dem ihr gebührendem Rechte zu verhelfen.
Der badische Kunstgewerbeverein hat im jahre 1887 ein Preis-
ausschreiben ergehen lasse11 für ausgeführte Kunstschmiedearbeiten und
hat die eingegangenen Konkurrenzarbeiten nebst verschiedenen anderen
Dingen, die auf die Kunstschlosserei Bezug haben, zu einer Spezial-
ausstellung vereinigt. Etwa 60 Aussteller aus allen Teilen Deutschlands
hatten über 300 ausgeführte Gegenstände geschickt, darunter ganz her-
vorragendevArbeiten. Diese Ausstellung war äufserst interessant und
vollständig geeignet, ein Bild davon zu geben, was die moderne Kunst-
schmiedetechnik in Deutschland zu leisten vermag. Das Bild war ein
hocherfreuliches und zeigte deutlich das allenthalben zum Durchbruch
kommende Bestreben nach Rückkehr zum Schmieden aus dem Stück,
nach jener Technik, mit der die Schmiedekunst ursprünglich be-
gonnen hatte. Als eine neue Erscheinung, die wohl Zukunft haben
dürfte, traten getriebene und geschmiedete Gegenstände aus Delta-
metall auf (einer Art Bronze von hübscher Farbenwirkung).
Es ist hier nicht der Ort, einen eingehenden Bericht über die
erwähnte Ausstellung zu erstatten. Die hervorragendsten Objekte
sind photographisch aufgenommen worden und, in Lichtdruck ver-
vielfältigt, im Buchhandel erschienenx).
Wir schliefsen den Abschnitt über die geschichtliche Entwickelung
der Kunstschmiedetechnik, indem wir zwei Gegenstände aus dieser
Ausstellung unseren Lesern in Autotypiedruck vorführen. Das eine
Objekt ist ein ornamentales Detailstück, eine Ranke, aus dem Stück
geschmiedet von F. Brechenmacher in Frankfurt a. M. Diese
preisgekrönte Arbeit zeigt eine aufserordentliche Keckheit in der Kunst
des Schmiedens und kann unbeanstandet den. besten Leistungen des
vorigen Jahrhunderts an die Seite gestellt werden. Der zweite Gegen-
stand ist ein in Schmiedeeisen getriebenes Reliefbild, den Grofsherzog
Friedrich von Baden im Profil darstellend. Mit dieser aulser Wett-
bewerbung stehenden Arbeit hat Professor und Ziseleur Rudolf Mayer
aus Karlsruhe dargetban, welch hoher Grad der Bildsamkeit dem
Schmiedeisen eigen ist und was sich aus demselben machen läfst,
Wenn es nur in die richtigen Hände gerät.
1) Moderne deutsche Kunstschmiedearbeiten. 7 Lieferungen mit je 6 Tafeln in
Lithtdruck ä 5 Mk. Karlsruhe, Bielefeldsche Hof buchhand1ung'(Liebermann 8c Cie).
Meyer.
Schmiedekunst.