Entwickelung der Kunstschmiedetcchnik.
Geschichtliche
äufsem Architektur als in der Innenausstattung, im bild- und bieg-
samen Material zum Ausdruck, wozu in erster Reihe mit auch das
Schmiedeisen gehört.
Die deutsche Schmiedeisenkunst der Renaissance stand völlig
auf eigenem Boden. Die Folgen des 30 jährigen Krieges brachten
ES mit sich, dafs den späteren Zeiten, wenn auch nicht die selb-
ständige Technik, so doch die eigene Geschmacks- und Stilrichtung
abhanden kam.
Die Kunst fand ihre Pflege fast nur noch an den fürstlichen
Höfen und an diesen bürgerte sich mit französischen Sitten und
Unsitten auch französische Geschmacksrichtung ein; das hatte zur
Folge, dafs die Kunst auf deutschem Boden vielfach von französischen
Künstlern ausgeübt wurde.
Lustig und leicht, tändelnd und ausschweifend, wie der Charakter
der höfischen Gesellschaft, war auch die Kunst jener Zeit.
Der strenge architektonisch gegliederte Bau löst sich auf in
dekoratives Rahmenwerk, in zwangloses Geschnörkel. Der lang-
Weiligen Symmetrie wird flottweg der Dienst gekündigt. Schranken-
10S und regellos wird auf dekorative Wirkung gearbeitet. Das
Schmiedeisenwerk des Rokoko ist ein zierliches Gespinnst, ein
duftiges Gewebe, das in nichts mehr an die Starrheit des Materials
erinnert und den Beweis für die ausgesprochene Bildsamkeit desselben
liefert. Das Gitterwerk des Rokoko läfst nach der. technischen Seite
hin alles Dagewesene weit hinter sich; über die formale Seite läfst
sich streiten, doch dazu ist hier nicht der Ort. Routine und Leistungs-
fähigkeit sind auf dem höchsten Punkte angelangt.
Das Anwendungsgebiet des Schmiedeisens während des Rokoko
iSt ziemlich das nämliche wie im Barockstil. Es sind hauptsächlich
die Gitter und Aushängeschilder, die in Betracht kommen. Die
Beschläge sind klein und unbedeutend geworden, sie verstecken sich
llnd werden vorzugsweise aus Bronze und Messing gebildet, wenigstens
da, wo es sich um reichere Ausstattung handelt. Für Leuchter und
anderes Gerät wird dieses Material ebenfalls bevorzugt; das Eisen ist
nicht mehr vornehm genug. Man bedient sich des Proletariers der
Metalle vielfach wieder nur da, wo es nicht gut anders angeht.
Die Fenstervergitterungen werden seltener. Die weniger gefähr-
liChe Zeit hat sie nicht mehr nötig. Dagegen erscheinen die Balkon-
ulld Balustradengitter, die Treppengeländer um so zahlreicher. Kirchen
und Paläste werden nach wie vor mit grofsen eisernen Prunkthoren
geschmückt. Vor allem aber sind es die grofsen Parkanlagen (es sei
an Versailles, Würzburg und Schwetzingen beiläuüg erinnert), welche
großartigen Gitteranlagen ein Feld eröffnen. Bezüglich der Wirts-
und Handwerksschilder, der Innungsabzeichen ist ebenfalls eher eine
Zu- als Abnahme zu verzeichnen. Auf diesem Gebiet wird das
SChmiedeisen noch volkstümlicher als ehedem. Beinahe jedes kleine