Volltext: Handbuch der Schmiedekunst

Dritter Abschnitt. 
den Schweifungen und Rundungen der Architektur folgen, also viel- 
fach nicht in Ebenen, sondern in cylindrischen Flächen sich bewegen, 
ist eine notwendige Anpassimg an die Anforderungen der Architektur. 
An Park- und grofsen Abschlufsgittern werden als Unterbrechung 
und seitliche Umrahrnung die Pilaster der Steinarchitektur samt 
Kapitäl und Basis in Schmiedeisen nachgebildet und zwar meist mit 
Glück und Geschmack (Fig. 57). 
Ähnlich, wenn auch weniger bedeutend und auffallend, sind die 
Umwandlungen in Bezug auf kleinere Dinge, auf Beschläg und Gerät. 
Auf diesen Gebieten zeigt sich eher ein Rückgang als ein Fortschritt. 
V Vieles, was zur Zeit der Renaissance 
aus Schmiedeisen gebildet wurde, 
 61K erscheint bereits an andere Materiale 
  N abgetreten. Das Prinzip des Barock- 
stils widerstrebt in gewissem Sinne 
'  ' nach dem oben AllSgefilllfilell den 
  XVerken der Kleinkunst und so er- 
är  Aj  v scheint auch hier das Resultat als 
i I 755 g ; ß t 1 die logische Folge der Ursache. Die 
l  m  g Fig. 58 gibt schliefslich noch eine 
(ä  Zusammenstellung von Einzelheiten, 
 welche für die in Betracht kom- 
.LQLO menge Zäeit charakteristisch sind. 
 as treben nach Prunk, Opu- 
Fig. 55. Schniiedeisendetail aus der lämz und Großartigkeit, eine Wähle" 
Barocl{zeitl nsche, raffinierte Technik, vielfach 
auch Blasiertheit und Hohllieit sind 
die Worte, mit welchen sich das Wesen dieser Epoche der Kunst- 
schmiedetechnik andeuten läfst. Mit ihren hervorragendsten Leistungen 
ist die letztere in den Dienst der Fürstenhöfe getreten. 
Das 
Rokoko. 
Dem Barockstil folgt im I8. Jahrhundert das Rokoko, wie man 
den vorzugsweise in der Stuckdekoration, dem Gerät und Mobiliar der 
Schlösser und Prachtbauten zum Ausdruck kommenden Stil der Zeit 
nach dem Tode Ludwigs XIV. von Frankreich zu nennen pflegt Re- 
gence und Louis XV.) Das Wort Rokoko leitet man ab von Hrocaille", 
was Grotten- oder'Muschelwerk bedeutet und gewisse Eigentümlich- 
keiten des in Rede stehenden Dekorationsstiles bezeichnet. Der sog. 
Zopf stil, während der Regierung Ludwigs XVI. zur Geltung kommend, 
vielfach mit dem Rokoko in einen Topf geworfen, aber richtiger als 
selbständiger Stil betrachtet, zeigt dem Rokoko gegenüber eine Er- 
nüchterung, eine Rückkehr zur Symmetrie und geraden Linie. Beide 
Stilarten aber sind wesentlich dekorativ und kommen weniger in der
	        
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