Volltext: Handbuch der Schmiedekunst

Das 
Barocko. 
Man hat lange Zeit das Barocko und Rokoko als die Verfall- 
periode der Renaissance angesehen und dementsprechend behandelt. 
Neuerdings ist man toleranter geworden; man hat bei näherem Zu- 
Sehen gefunden, dal's auch diese Epochen ihre berechtigten Eigen- 
tümlichkeiten und guten Seiten hatten, wozu gerade in erster Linie 
die Erzeugnisse der Kunstschmiedetechnik zu zählen sind. Man hat 
sich daran gewöhnt, sie als selbständige Stile für sich zu betrachten. 
Das vorliegende Handbuch schlielst sich dieser Gepflogenheit um so 
lieber an, als sein Gegenstand dies ganz besonders rechtfertigt. 
Woher der Barockstil seinen Namen 
hat, darüber sind die Gelehrten vorerst T  
noch nicht einig. Das Wort "baroque"     
wird gewöhnlich mit "verschoben", „schief-   w 
rund" etc. übersetzt und läfst sich mit der k   
betreffenden Stilweise insofern in Bezieh-  x 
ung setzen, als die gedrückten zusammen-  1 
gequetschten Voluten zu den Äufserlich-   1 
keiten des Barocko gehören (vergLFig. 58c). i   f, 
In der Architektur wird der Barockstil vor-   
nehmlich durch die Bauweise der Gesell- 3 
Schaft Jesu charakterisiert, weswegen wohl  _ A ,  
auch gelegentlich der Ausdruck ]esuiten- b N (1.5 ä 
stil als gleichbedeutend gebraucht wird. k ii  
Der Übergang von der Hochrenaissance  
zum Barocko ist natürlicherweise ebenfalls W   
kein schroffer und weit unwesentlicher als   
derjenige vom Mittelalter zur Renaissance.   " 
Die Einflüsse der neuen Stilrichtung 
auf die Schmiedekunst sind zunächst fol- Fig_ 51, Füllungsgitlger, 
gender Art. Der an Überladung grenzende Barock- 
Pomp der Architektur erfafst auch diesen 
Zweig der Industrie. Die auf der Höhe stehende Technik wird 
raffinierter und wählerisch in den Mitteln; sie arbeitet in erster Linie 
auf prunkende, grofse Wirkung; daher im allgemeinen gröfsere Mais- 
stäbe und die Beiziehung von Messing und Bronze. An Stelle des 
"Rundeisens tritt das Kanteisen, speziell das Quadrateisen als bevor- 
Zügtes Material. Die Durchschiebungen machen den Hinterschiebungen 
und Überplattungen Platz. Die Verdoppelungen, d. h. die auf dünne 
Unterlagplatten aufgenieteten Verzierungen (vergl. Fig. 28) mehren sich. 
Die Stäbe werden häuhg im Winkel abgebogen und bilden eigenartige 
geometrische Verschlingungen (Fig. 51 Der Blattschnitt wird kühner. 
Blätter und Voluten rollen sich aus der Ebene des Gitterwerks 
heraus, dem Beschauer entgegen (Fig. 52). Das profilierte EiSön 
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