Dritter
Abschnitt.
Allerdings läfst sich hierbei, entsprechend der nämlichen Er-
scheinung in anderen Zweigen des Kunsthandwerks, die Wahrnehmung;
machen, dafs die Vervollkommnung der technischen Hilfsmittel durch-
aus nicht immer eine Vervollkommnung der damit erzielten Erzeug-
nisse bedeutet. Bei näherer Überlegung erscheint diese Wahrnehmung
auch gar nicht unnatürlich und widersinnig. So ist es unter anderem
sehr naheliegend, dal's das Eisenmaterial unter der Einwirkung des
wiederholten Schmiedens und Schweilsens qualitativ nur gewinnen
konnte; die Handarbeit hat aber nicht allein ein besseres Eisen ge-
liefert, als es die neuere Maschinenbearbeitung durchschnittlich erzielt,
sondern auch die äufsere Formgebung hat entschieden bei der Hand-
arbeit etwas Frisches, Urwüchsiges und Originelles gegenüber der
maschinellen Behandlungsweise, wenn die letztere auch unstreitig
sauberer und exakter in die Erscheinung tritt. Vergleichen wir eine
Handstickerci mit der Maschinenstickerei, so gelangen wir zum nämlichen
Resultat, und gerade so liegt die Sache auf anderen Kunstgebieten.
Die Handarbeit mit den verhältnismäßig einfzrchen Werkzeugen hat
aber auch grofse Zeitopfer angefordert; die Arbeitsmaschinen ver-
danken in erster Reihe ihre Entstehung dem Suchen nach Abkürzung
und Erleichterung der Arbeit und der damit verbundenen billigeren
Herstellung. Schon aus diesen, sowie aus verschiedenen anderen
technischen Gründen war die alte Handarbeit auch nicht in der Lage,
Objekte von grofser räumlicher Ausdehnung zu schaffen, und wenn
dies doch hin und wieder versucht wurde, so durften die betreffenden
Leistungen der staunenden Anerkennung sicher sein.
Sehen wir von der Waffenschmiedekunst ab, mit welcher der
vierte Abschnitt des Handbuches sich noch speziell befassen wird, so
verschafft die Kunstschmiedetechnik des Mittelalters in Anwendung
auf Architektur und Gewerbe sich etwa vom I0. Jahrhundert ab
Geltung. Wenigstens stammen aus dieser Epoche die ältesten der
erhaltenen Arbeiten. Aus dem I2. und 13. Jahrhundert liegen bereits
hochbedeutende Erzeugnisse vor.
Auch hier war es zunächst die Kirche, welche die Kunst in
ihre Dienste nahm und ihr die gröfseren Aufgaben stellte. Zunächst
sind zu bemerken die Beschläge für Thüren und Thore, sowie für
Truhen und Schränke, ferner die Fenster- und Abschlufsgiitter, die
stehenden und hängenden Leuchter. Für profane Zwecke, für die
Ausstattung der Burgen und bürgerlichen städtischen Gebäude kommt
noch verschiedenes hinzu an Fetierböcken und anderem Kamingeriite,
an Wandankern, Thürklopfern u. s. w.
Die äufsere Erscheinung der romanischen Schmiedearbeiten zeigt
wenig Zierliches, die Formen sind voll, gedrungen und machen einen
sehr soliden Eindruck. So passen sie sich in ihrer Einfachheit dem
Stile der Architektur und Ornamentik an, die ja den nämlichen
Charakter zeigen. Am zierlichsten und reichsten sind noch die T hür-