Geschichtliche
Entwickelung der Kunstschmiedetechnik.
Die Schlufsbetrachtung über die antike Eisentechnik Iäfst sich
kurz dahin zusammenfassen: Griechen und Römer kannten das Eisen,
gewannen dasselbe in offenen Herden oder kleinen Öfen mit natür-
licher Windzufuhr oder mit Blasbalggebläset erzielten hierbei ein
Material, das teils den Charakter des Schmiedeisens, teils des Stahls
zeige, verarbeiteten dasselbe im allgemeinen zu Gegenständen, die
nicht wohl aus einem anderen Material sein konnten, und gaben ihm
eine ausgesprochene künstlerische Form nur ausnahmsweise. Das
Gufseisen und die Art der heutigen Schmiedeisen- und Stahlgewinnung
blieben ihnen fremd und mufsten es nach dem damaligen Stand der
Wissenschaft und der technischen Hilfsmittel auch naturgemäß bleiben.
Ein nennenswerter Einflufs der Antike auf die spätere Entwickelung
der Kturstschmiedetechnik in unmittelbarem ist demnach Sinne nicht
Vorhanden.
Mittelalter.
Während des Zusammenbrechens der römischen Weltherrschaft
lmd in den Wirren der Völkerwanderung ging ein grofser Teil der
antiken Kultur verloren und mit ihr so manche hochentwickelte
Technik der Kunst und des Gewerbes. In Bezug auf die Schmiede-
kunst lässt sich diese Behauptung jedoch kaum aufstellen. Erstlich war,
wie dies aus dem vorhergegangenen Kapitel sich ergibt, die antike
Eisentechnik in kunstgewerblicher Hinsicht nur von untergeordneter
Bedeutung, und anderseits sorgten die ewigen Kämpfe und Kriege,
die zwischen die alte und neue Kulturperiode fallen, reichlich dafür,
Clafs wenigstens ein Zweig unseres Gebietes die Waffenschmiederei
nicht zur Ruhe kam und sich wohl oder übel notgedrungen technisch
Vewollkoinmnen mufste. Wenn die Anforderungen der genannten
Zeit sich vor allem auf die Qualität des Materials sowie auf den
praktischen Zweck und kaum auf die äufserliche Formgebung gerichtet
haben, so waren damit doch die Vorbedingungen für eine gedeihliche
XVeiterentwickelung auch nach der formalen Seite für die nachfolgen-
den friedlicheren Zeiten gegeben.
Dem Mittelalter blieb es also vorbehalten, die Schmiedetechnik
auf den Gebieten der Architektur und Kleinkunst selbständig zu ge-
Stalten und für dieselbe den entsprechenden Stil zu linden. Das ist
dieser Epoche denn auch in hohem Niafse gelungen. Es sind uns
mittelalterliche Kunstschmiedewerke erhalten, die eine staunenswerte
Geschicklichkeit und ein feines Formgefühl aufweisen. Unsere stau-
nende Bewunderung mufs sich jedoch noch erhöhen, wenn wir uns
überzeugen, mit welch einfachen Mitteln die Leistungen zu stande ge-
bracht wurden, wenn wir bedenken, dafs Hammer und Ambos viel-
fach die einzigen Werkzeuge waren, (lafs jeder Draht, jedes Blech
Crst zu schmieden und nicht wie heute fertig zu haben war mitsamt
den gewalzten Stäben in allen Formen und Gröfsen.