Entwickelung
Geschichtliche
der
Kunstschmiedetechnik.
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der Fall war, aus Äthiopien bezogen, dessen Bewohner heute noch
die Eisenindustrie betreiben.
Im alten Assyrien und in Bayblon war das Eisen ebenfalls ge-
kannt und benutzt. Die Ausgrabungen förderten u. a. eiserne Finger-
und Armreife, Waffen, Ketten, Hammer, Messer und Sägen zu tage.
Victor Place fand sogar in Khorsabad ein vollständiges Eisen-
magazin. Der Hauptteil der auf 160000 kg geschätzten Eisenmasse
bestand aus bedierseits spitz zulaufenden Eisenstücken, die gegen das
eine Ende hin durchlocht waren und welche als Luppenblöcke, als
unverarbeitetes Rohmaterial erkannt wurden. Die Durchlochung sollte
Wohl den Transport erleichtern, indem die Luppenstücke an Stricke
aufgereiht werden konnten.
In Phönizien und Palästina war das Eisen ebenfalls frühzeitig im
Gebrauch. Die Bibel nennt Tubalkain, den Sohn der Sellah als
Hämmerer und Schmied in allerlei Erz und Eisen (Moses I. 4, 22).
Ähnlich verhält es sich in Bezug auf Persien, Indien, China und
Japan. Die Chinesen setzen die Erfindung des Stahls auf die Zeit
um 2000 v. Chr. fest, und der indische Stahl war ebenfalls lange vor
unserer Zeitrechnung rühmliclist bekannt. Einen weiteren Beleg für
das Alter der Eisengewinntuig gibt die Sprachvergleichung. Eisen
heifst im Sanskrit: Mayas", im Zend: "ayanh", altgotisch: „ais", alt-
hochdeutsch: „aisin", "isan", niscn", angelsächsisch: „iren", englisch:
niron", altnordisch: "iarn", schwedisch: "järn", spanisch: „hierro",
italienisch: "ferro", lateinisch: "ferrurn", französisch: „fer". (Beck).
Aus dem Orient, aus Ägypten und dem westlichen Asien kam
die Kultur nach Griechenland und von da nach Italien, und es wäre
geradezu merkwürdig, wenn nach dem oben Erwahnten Griechen und
Römer das Eisen nicht gekannt und verwertet haben sollten. Dafs
Sie es kannten, wie sie es verarbeiteten und verwerteten, das geht
aus zahlreichen Stellen ihrer Schriftsteller hervor, das zeigen die Dar-
stellungen der Vasengemälde und figuralen Reliefs und das beweisen
die allerdings nicht gerade zahlreich vorhandenen eisernen Fundstücke.
Homer kennt bereits das Eisen und den Stahl. Schliemann hat
in Troja und Mykenii eiserne Gegenstände ausgegraben, Glaukos von
Chios (600 v. Chr.) gilt als der Erfinder des Schweifsens oder Lötens
in Eisen. Nicht nur Waffen zum Angriff und zum Schutz, Ackerbau-
und allerlei andere Geräte wurden aus Eisen hergestellt, sondern
auch Gefäfse und Statuen wurden aus Eisen getrieben, resp. aus
getriebenen Stücken zusammengesetzt. So wird von einem kunstvollen
eisernen Untersatz zu einem silbernen Mischgefäfs in Delphi, von
einer eisernen Herkulesbildsätile u. a. m. erzählt. Verschiedene grie-
chische Städte, wie z. B. Korinth und Athen, hatten einen entwickelten
Markt in Eisenwaren. Wenn der beste Stahl auch aus Chalybien
und Indien bezogen wurde, so wurde doch auch anderseits der
lakonische, der lyclische Stahl geschätzt. Die Werkzeuge des Schmieds,
wie sie auf griechischen Vasengemiilden abgebildet sind, Ambofs,
Meyer, Schmiedekunst. 4