Erster Abschnitt.
Anlauffarben, wie sie sich auf blankem Stahl beim Anlassen zeigen.
Dieselben erscheinen in folgender Ordnung:
blafsgelb bei 2200 C. purpurgleichfarlaig bei 277" C.
strohgelb „ 230 „ hellblau „ 288 „
braun „ 2 55 „ dunkelblau „ 297 „
purpurfleckig „ 265 „ schwarzblau „ 316 „
Wird die Erhitzung weiter fortgesetzt, so wiederholt sich diese
Skala noch einmal weniger deutlich in rascherer Folge. Durch zu
häufiges starkes Glühen. (Überhitzen, Verbrennen) wird der Stahl
schlecht und nähert sich dem Schmiedeisen bezüglich seiner Eigen-
schaften.
4. Das Schmiedeisen.
Das Schmiedeisen (fer, fer forge, soft-iron) hat einen Kohlen-
stoffgehalt von 0,05-o,6Olo. Es schmilzt bei 1800-2250" C, (Die
Sehmelztemperaturangaben der drei Eisenarten können blofs als relativ
und annähernd gelten, da eine exakte hlessung solch hoher Tempera-
turen nicht möglich erscheint.) Praktisch verwendet ist Schmiedeisen
als nicht schmelzbar zu betrachten. Das spezifische Gewicht schwankt
zwischen 7,3 und 8,1; als Mittelwert wird gewöhnlich 7,7 oder 7,8
gerechnet. Die Widerstandsfähigkeit auf Zug (absolute Festigkeit) ist eine
grofse; etwas geringer sind die relative und die rückwirkende Festig-
keit. In Bezug auf die beiden anderen Eisenarten ergeben sich fol-
gende Festigkeitskoeftizienten in Kilogrammen pro Quadratzentimeter
ausgedrückt :
Gufseisen auf Druck 7000, auf Zug 1300.
Stahl „ 6000-10000, „ 6000-8000.
Schmiedeisen „ 3000, „ 4000-6000.
Das Schmiedeisen ist weicher als Gufseisen und Stahl und lälst
sich am leichtesten bearbeiten; man kann es kalt biegen und häm-
mern. Es hat eine kömige oder faserige Textur (Feinkorneisen,
sehniges Eisen). Durch fortgesetzte Erschütterungen kann die Textur
sich ändern und die Festigkeit sich vermindern. Durch Ablöschen
in kaltem Wasser wird Schmiedeisen nur unbedeutend härter. Durch
Hämmern, Ziehen und ähnliche Prozeduren wird es harter und
elastischer; durch Ausglühen wird es wieder weich und geschmeidig.
Während des Glühens durchläuft es mit steigender Hitze verschiedene
Stadien; es wird erst rot-, dann weifsglühend, wobei die Farbe
vom dunkeln Rot bis zum blendendsten Weifs sich steigert. In der
Weifsglühhitze wird das Schmiedeisen derart erweicht, dal's es mit
Leichtigkeit gebogen, gestreckt und anderweitig bearbeitet werden kann;
es wird schweifsbar, d. h. es können getrennte Eisenstücke in eines
zusammengehämmert werden. Diese Schweifsbarkeit ist eine der her-
vorragendsten Eigenschaften für die technische Verwendbarkeit. Während
des Glühens oxydiert die Oberfläche des Schmiedeisens; es bildet sich