Chemisch-Technologisches
Material.
Bezug auf das
indem dem flüssigen Roheisen durch Luftzufuhr ein Teil des Kohlen-
gehaltes entzogen wird. Dies geschieht entweder durch das Frischen
oder Puddeln in Herden oder Öfen bei mafsigem GßbläSe unter
der abschliefsenden Schlackendecke (Frischstahl, Puddelstahl), oder in-
dem man durch das flüssige, in birnförmige Retorten gefüllte Roheisen
einen Luftstrom blätst, der einen Teil des Kohlenstoffs verbrennt und dle
unverbrennbaren Beimengungen und Schlackenteile auswirft (B e s s e m e r
stahl). Hierbei geben die Schlackenprobe und wohl auch die Spek-
tralanalyse einen Anhalt für die jeweilige Fortschreitung des Prozesses.
Die zweite Art besteht darin, dafs dem Schmiedeisen, welches
wie erwähnt den geringsten Kohlenstoffgehalt hat, durch Zufuhr des
letzteren der Stahleharakter verliehen wird. Zu diesem Zwecke wer-
den Schmiedeisenstäbe in geschlossenen Kasten in einer Umhüllung
von Zementierpulver (stickstoffhaltige Kohle; Holzkohle, Horn- und
Lederabfalle etc.) im Flammenofen solange der YVeifsglühhitze ausge-
setzt, bis der Überführungsprozefs vollendet ist (Z ementstahl),
Eine dritte Art der Stahlerzeugung ergibt sich gewissermaßen
durch Kombination der beiden vorerwähnten Methoden. Es werden
Schmiedeisen und Roheisen in einer Weise gemengt, dal's als Mittel-
produkt Stahl entsteht.
Der Umstand, dal's der sog. Gerbstahl sowohl, welcher aus dem
durch Frischen oder Puddeln erhaltenen Rohstahl durch Schweifsen,
Aushännnern und Walzen erzielt wird, sowie der Cementstzthl keine
zuverlässige Gleichheit im Innem sichern, hat zur Umschmelzung
dieser Stahlarten zu einer blasenfreien, gleichmäßigen, homogenen
Masse Veranlassung gegeben (Gufsstahl, Tiegelstahl), Wobei durch
gewaltige Bearbeitung des glühenden Gufsstückes unter dem Dampf-
hammer nachgeholfen wird.
Der Uchatiusstahl ist das Resultat der praktischen Durch-
führung eines schon früher aufgetauchten Versuches, Stahl durch
Verschmelzung von Eisen und Eisenoxyden zu gewinnen. Der An-
wendung des Verfahrens mufs die Granulierung oder Kwlirntmg des
Roheisens vorangehen.
Der Martinstahl entsteht, indem Roheisen durch Beigabe von
Eisenspztt in Schmiedeisen verwandelt und diesem wieder Roheisen
beigemengt wird.
Die Festigkeit des Stahls (absolut, relativ und rückwirkend) ist
eine grofse; die technisch wichtigste Eigenschaft desselben ist jedoch
die Verilnderlichkeit seiner Harte, nach welcher er einerseits
sehr elastisch, anderseits aufserst spröde sein kann. Glühender Stahl,
langsam. abgekühlt, wird weich und leicht bearbeitbar; rasch abgekühlt
wird er hart, sogar so hart, dal's er sich pulvern läfst. Dieses merk-
würdige Material läfst sich also mit Leichtigkeit durch sich selbst
bearbeiten, feilen, bohren u. s. w. Durch gelindes Erhitzen (Anlassen)
Wird spröder Stahl elastisch. Einen Gradmesser bilden hierbei die