auftischten und dann über dem Beifall einer unverständigen
Menge die ernsten Forderungen der Kunst vergessen. Gegen
diese Art der Genremalerei seine Stimme zu erheben, war
nicht nur ein Recht, sondern eine heilige Pflicht und auch
Cornelius durfte sich derselben um so weniger entziehen,
insofern er in seiner Eigenschaft als Akademiedirigent die
seiner Leitung anvertrauten jüngeren Kräfte auf die Gefahren
einer unwahren Kunst mit der ganzen Strenge eines unpar-
teiischen Lehrers unablässig aufmerksam zu machen hatte.
„Ich verachte jedes Machwerk und erkenne nichts als Kunst an,
das nicht lebt", sagt er mit besonderem Nachdruck; aber er
zeigt auch, dass es auf der anderen Seite nur "der Gedanke
allein" ist, durch den die Natur auch zu einem Kunstwerke
erhoben werden kann. Bei Cornelius handelt es "sich auch
gar nicht, wie so Viele ihm bei seiner Abneigung gegen die
Genremaler, nicht Genremalerei, angedichtet haben, um die
Frage: 0b dieser Zweig der Malerei überhaupt ein der Kunst
würdiger sei oder nicht, sondern ganz einfach darum: wie die
Genremalerei geübt werden müsse, um den Forderungen einer
denkenden und dichtenden Kunst im wahrsten und edelsten
Sinne des Wortes entsprechen zu können.
Ist denn aber die Genremalerei bis jetzt wirklich so ge-
danken- und ideenlos gewesen, wie man ihr vorzuwerfen nur
gar zu leicht geneigt ist? Sollte sie denn bis zur Stunde gar
nichts geleistet haben, was das überlaute "Kreuzige!" ihrer
Gegner zum Schweigen zu bringen vermöchte? Oder liegt es
überhaupt nicht in ihrer Möglichkeit, ihre Darstellungen einer
tiefernsten Idee, einem mehr wie oberflächlichen Gedanken
unterzuordnen? Die Beantwortung aller dieser Fragen
hängt nicht ab von dem, was im Allgemeinen die Genre-
malerei bis zur Stunde geleistet hat, sondern von dem, was
das Genre leisten kann und auch leisten soll.
Wenn ich gleich im Eingange sagte, die Genre m alerei
habe gleich dem Lehrgedichte neben der rein künstlerischen