Volltext: Die Genremalerei, ihre Aufgabe und Begrenzung

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Weisung, wie es Rutenberg bei Knaus (Stadtneuigkeiten) 
gethan, durchaus am Platze. Aber es hiesse denn doch das 
Kind mit dem Bade ausschütten, wenn man darum die Rich- 
tung überhaupt gleich mit verdammen wollte. Es kommt eben 
nur auf das Können, auf das richtige Verstehen und Wieder- 
geben des Steifs an. 
Um hierfür nur ein Beispiel anzugeben, erinnere ich an 
Schoultz' "Condolenzvisite". Man fühlt die ganze 
Situation mit. Die junge schwarz gekleidete Frau ist über den 
plötzlichen Tod ihres nicht jungen, schon mehr väterlichen 
und ganz gewiss aus Convenienz ihr angetrauten Gatten in 
aufrichtige Trauer versunken. Aber auf dem Gesichte spricht 
sich noch etwas ganz anderes aus. Wie eine Erinnerung aus 
jüngeren Jahren, ehe sie am Altare mit Resignation das bin- 
dende „Ja" sprach, blickt es aus ihren schönen Augen, und 
es scheint, als ob der junge seitwärts sitzende und zu seiner 
Nachbarin mit einem traurig-sehnsüchtigen Blicke aufschauende 
Lieutenant mit ihr die ganz gleichen Erinnerungen und inne- 
ren Bewegungen habe. 
Sie ist nun reich , was trennt sie noch, die sich für einan- 
der für ewige Zeiten verloren glaubten?  
Ein nicht minder schönes und dem modernen Genre Ehre 
maohendesBild ist "die noueGrouvernante" vonSehoultz, 
das allerdings nur für Solche ein Wahres Interesse haben 
kann, die je ähnlichen Kreisen und Situationen nahe gestanden 
oder sie sich doch psychologisch erklären können. Wie gering- 
sehätzend sieht der betresste Bediente, der Typus dieses lau- 
schenden und klatsehenden Gesindels, herab auf die eben einge- 
tretene, von der Frau Gräfin sitzend empfangene und von den 
Kindern neugierig beobachtete neue Gouvernante im kleidsamen, 
die ganze schöne Gestalt aufs vortheilhafteste hervorhebenden 
schwarzen Traueranzuge. Man sieht es ihr an, dass sie, die 
frühzeitig Vereinsamte, eine Stelle bei Anderen suchen muss, 
ja, dass sie bessere Zeiten kannte und noch nicht von den Wun-
	        
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