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zur Unmöglichkeit wird, sie alle in ihrer besonders (charak-
teristischen Färbung gleich vollkommen wiederzugeben. Er
kann nicht zugleich mit dem Niedersachsen Plattdeutsch, mit
dem Schwaben Alemannisch oder Oberdeutsch reden. Es wird
dieses aber auch nicht verlangt und zwar schon deshalb nicht,
weil der Genremaler selbst die charakteristischen Merkmale
des Dargestellten an sich und in sich haben muss, wenn er es
in seiner ganzen Eigenheit wieder geben will. S0 sehen wir-
denn auf diesem Gebiete die, Arbeit getheilt, in Westphalen
einen Vautier, {am Nordseestrande Rudolph Jordan, in
Pommern Wi et ersheim, im märkischen Spreewalde
Bürger, im norwegischen Bauernleben einen Tiedemann
den Pinsel führen, die eben nur dadurch von Bedeutung für
die sittenbildliehe Kunst geworden sind, insofern sie das Na-
tionallokale, Welches in „den freien Reizen und Genüssen
des Lebens und Treibens auf dem Lande" uns entgegentritt,
ausschliesslich stark betonten.
Aber das Landleben ist nicht das gesammte zuständ-
liche Leben, und wenn ich Rutenberg auch darin bei-
pilichte, dass nur das natürliche Element der Hebel wirklicher
Poesie und vor allem die Kunst berufen sei, diesen Standpunkt
nach allen Seiten hin festzuhalten, so kann ich in der Dar-
stellung des Landlebens nicht allein den Hauptnerv dieser
Kunstrichtung sehen. Hasenclever hat es und auch Th.
Hosemann hinlänglich bewiesen, auf welche Weise man
selbst [dem unpoetischsten Philister eine interessante Seite ab-
zugewinnen vermag.
Vom psychologischen Standpunkte aus betrachtet, ist
aber auch das Sichgeben der höheren Stände nicht minder-
wichtig als das des zechenden und kannengiessenden Philisters.
Würde der Künstler allerdings nur an der Oberfläche seines,
Stoffs bleiben und sich darin gefallen, eine möglichst saubere
Technik in Rücksicht auf moderne Toilette zu entwickeln, über-
haupt keinen eigentlichen Inhalt zu geben, so ist eine Zurecht-