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und den Ruf zu retten, den die Genremalerei allein durch ihre
psychologische Flachheit in Frage gestellt hat.
Wir haben ja nur nöthig, uns an Hasenclevefs Er-
folge zu erinnern, der selbst die harmloseste Beschäftigung,
wie Zeitungslesen (Lesecabinet) zu einem Motive von wirk-
licher Bedeutung zu erheben verstand, allerdings auch nur
dadurch, dass er die psychologische Seite seines Motivs in
ihrer ganzen Tiefe und Wesenheit erfasste und wiedergab.
Nicht das Lesen an sich bietet malerisches Interesse, son-
dern die Art und Weise, wie es hier geschieht. Ein Bauer
liest sein Buch oder seine Zeitung anders als der Städter und
beide auch nur Wiederum so , wie es die individuellen, auf die
verschiedensten Einflüsse basirten Verhältnisse gestatten. Ge-
nau so verhält es sich mit einem jeden Treiben, jeder Han-
tirung in dieser Sphäre. Aber nicht jeder Künstler besitzt die
Gabe scharfer Beobachtung und charakteristischer Wiedergabe
seines geschauten Motivs und im Ganzen nur sehr wenige das
Talent, ihren Darstellungen auch den Stempel künstlerischer
Bedeutsamkeit aufzudrücken.
Neigt der Künstler sich b ewegteren Verhältnissen zu,
so entstehen Bilder, die theils in ungefährlicher Weise die Freu-
den des Lebens in flotten Zügen wiedergeben, wie ländliche
Feste mit Musik, Tanz und Gelage (Terburg, Ostade),
J agdvergnügungen (W 0 u w e rm ann), Bauernrennen, Hahnen-
kämpfe (Hogarth), Hochzeitszüge (Richter) und dgl.
mehr, und zwar so, dass sie in der subjectiven Bewe-
gung fortschreitend, den Uebergang zu jenen bilden, in
denen der Künstler uns oft die düstere Seite des Mensohenlebens
enthüllt, von den betrügerischen Spielern (Am e ri g h i) und buh-
lerischen Weibern (Mieris, W.) zu wildem Schlachtgetümmel
(Wouwerman n) ohne historische Bezeichnung, rohen, be-
stimmte Volksklassen eharakterisirenden Schlägireien, hoch-
leidenschaftlichen, den Tod im Gefolge habenden Kämpfen um
Ideen und Objecte, wie sie das Wilddiebsleben und die poli-