Erstes Kap
Die griechische P]
zstik.
1jrSl
uung und Wesen.
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selbst seine zierlichen Akroterien. So an bestimmten Raum gewiesen,
in festem Rahmen gehalten, entfaltet die Plastik bei den Griechen, was
sie bei den Orientalen nirgends vermochte: die Gabe der künstlerisch
ebgewogenen, rhythmisch bewegten, symmetrisch (lurehgebiltleten Com-
position. Während im Orient die Plastik zu untersehiedlos 1nit der
Architektur in Eins zusammendoss, um etwas Anderes als eine con-
ventionelle Nachbildung von Teppiclnvebcreien zu erreichen, gewinnt
bei den (lriieehen die Bildnerci in der Architektur an bestimmter Stelle
einen zweiten idealen Boden und kommt nun, (lureh feinste Beobachtung
der Gesetze des Gleichgewichts, des synnnetiistwlxen Aufbaues zu einer
freien Aufnahme jener inneren architektonischen Gliederung, die ihr erst
die Entfaltung des höchsten Stylgefühls gestattet. Weit entfernt also,
(lurch Hingabe an die Architektur von ihrem eigensten Wesen Etwas ein-
Zubüssen, gewinnt sie für dasselbe sogar eine höhere allseitige Vollendung.
Es bleibt tms nun nur übrig, auch von dem Material zu reden,
dessen sich die Griechen zu ihren plastischen Werken bedient haben.
Wie schon bemerkt mlrde, sind die ältesten Götterbilder rohe Holz-
puppen gewesen. An diese Technik der Holzsehnitzerei knüpft sich
offenbar in der Zeit höchster Blüthe die Herstellung der berühmten Geld-
elfenbeinwverke („Chryselephantincn" Statuen), die um einen hölzernen
Kern so ausgeführt wurden, dass die nackten Theile in Elfenbein, die,
bekleideten in Gold sich darstellten. Die Augen wurden dabei, wie in
manchen anderen Fällen, aus Edelsteinen geformt. Auch diese prunkvoll
reiche Technik stammt ursprünglich aus dem Orient. Bisweilen hören
Wir, dass an derartigen Statuen die nackten Theile aus Marmor gebildet
waren, eine Gattung, die man "Akrolithen" nannte. Daneben aber drang
schon früh, abermals durch den Einfluss des Orients, die Erzbearbeitung-
ein, die denn auch, zuerst in getriebener Arbeit (sphyrelaton), nachher
in glänzend ausgebildetem Erzgnss, für bildnerische Zwecke häufig in
Anwendung kam. Als die Kunst sich dem Gipfel der Vollendung nahte,
trat der edle weisse ltizirmor, an welchem (lriechenlantl reich ist, für
die plastischen Arbeiten in die erste Reihe; besonders der parische
hIarinor eignete sieh wegen seines matten in's Goldige spielenden Lichtes
und der fast (lurchsichtigen Porosität seines Kornes zu den Darstellungen
lebenswarmer Menschengestalteil.
Ueberatis schwierig ist die Frage nach der Polyehromict), oder viel- 1
Archit. un
und Studie
k) Vergl. Kuyleräs- Abhandlung über die Polyehrolnie der gricch.
sculPülr; neuer Abdruck, mit Zusätzen, in seinen Kleinen Schriften
Illr Kunstgeschichte. Stuttgart 1853. I. Bd,