Zweites B1
Verbindung
mit der
Architektur.
Ephesier, die pferdcköptigc Demeter Melaina bei Phigalia sind Ausnah-
men, die allerdings auf Reste einer alten zisizitisehen Lieberlieferung deuten.
Gewisse phantastische Gestalten entlehnt die griechische Plastik (lem
Orient, allein sie (lrüekt sie zu Nebenfigtirtni herab, die ihre bestimmte
Stelle in lokalen Sagen rerhalteu. So die Sphinx, die llarpyien. die
Greifen. Wo sie für gewisse Zwecke der Charakteristik Formen des
Mensehenleibcs mit thierischcn verbindet, da virrfiihrt sie gerade in
umgekehrtem Sinne wie die assyrische und ägyptische liunst: sie be-
hitlt- den menschlichen Kopf bei und giebt nur dem übrigen Körper
Tlhiergestalt. S0 bei den Kentauren, den Satyrn, den Giganten. Nur
der liliiictaurosbildet eine Ausnahme, die auf Kreta durch die Nachbar-
schaftAegyptens ihre Erklärung findet. Wir begreifen, dass ein Volk, dem
die höhere Bedeutung des Menschen als eines freien, sittlichen Wesens
aufgegangen ist, den Kopf, den geilankenvollen Träger dieses geistigen
Inhalts, über den Thierleib, nicht umgekehrt den Tlhierkopf als Herr-
scher über den Menschenleib setzen mag. Weiss die griechische Kunst
doch selbst der Thiergestalt ein höheres Leben zu geben und einen Strahl
von dem Adel ihrer lilenschengestalten auf jene fallen zu lassen. Auch
hier halt sie an ihrem Bildungsgesetze festrdie Natur in ihrer vollen
Wahrheit so zu erfassen, dass das innere Gefüge des Organismus lebens-
voll durch jede Linie der ausseren Form herxcrschimmere, zugleich aber
den möglichst vollkommnen, schönen, harmonischen Ausdruck für jede
Gestalt zu finden.
Ueberblickeil wir nun die Reihe der Denkmäler, so gewahren wir
bald, dass eine grosse Anzahl derselben, und (larunter Werke der
höchsten Bedeutung, sich als sclnnückende Theilc des Tempelbaues ilarä
stellen. Aber wie weit ist die griechische Plastik entfenit von jener
Abhängigkeit, welche die orientalische an die Architektur fesselt! Bei den
(äriechen lasst die bildende Kunst, nachdem sie für sich eine selbständige
Entfaltung genommen hat, sich gleichsam von freien Stücken herbei, der
Architektur als freundliche, schmückende Begleiterin sich anzuschliessen.
Sie ist nicht wie bei den Orientalen die" Sklavin, die an allen Orten wohl
oder übel ihre Hülfe darbieten muss; sie ist vielmehr ein edler, frei-
geborener Gast, der durch seine Anmuth das Haus, das ihn aufgenom-
men, von freien Stücken und aus eigenem Ilerzensdrange schmücken will.
Daher wird dem Gaste denn auch sorglich die Stätte bereitet; nicht mit
der zudringlichen Dienstfertigkeit des gctlßllkßlllüSßll Lßibßigencn der
Architektur, wie im Orient, strömt er seine Gaben über
alle Flachen aus: sondern in sinniger Auswahl erhält die Metope, erhält
der Fries seine Reliefs, das Giebelfeltl seine Statuengruppen, das Dach