ERSTES
KAPITEL.
Die
griechische
Plastik.
Ursprung um] Wesen.
Die tiefeingreifende Umwälzung, Welche in der Geschichte unter
dem Namen der „dorisehei1 Wanderung" bekannt ist, gab (ler grieehi-
schen Nation den Anstoss zu jener grossartigen lilntwiteklung, die ihr für
immer die unbestrittene Stellung des ersten Kulturvolkes der Welt. an-
weist. Indem das rauhe Bergvollä der Dorer von Norden her wie ein Keil
in die Bevülkeumgeil von Hellas und Peloponnes eindrang, alle Stämme
in Bewegung brachte, die Mehrzahl der Ionier auf die Inseln und die
Küste von Kleinasien zurüekwarf und überall durch die Reibung ver-
schiedenartiger Stammeseharaktere den Funken eines kräftigen neuen
Lebens hervorrief, wurden die alten Kulturverhältnisse erschüttert und
(lurehbroehen, ehe sie in orientalische Dumpfheit übergehen konnten.
Fortan beginnt das Leben des griechischen Volkes yvie von neuer
Grundlage aus sieh umzugestalten; ohne in allen Punkten mit "der Ver-
gangenheit zu brechen, gewinnt es einen Ausdruck von lliztnniehfaltigkeit
und Beweglichkeit, (erringt es das Gepräge höchster Freiheit und reinster
menschlicher Bildung, die ihm die Bedeutung klassischer Vollendung
für alle Zeiten versehaifte. Im Gegensatze zum Orient, wo über vreite
liii.mle1'streeke11 sieh eine erdrüekende Monotonie der Kultur ausbreitet,
(Intfaltet sieh in (h-ieelieiilalid auf eng umgrenztcm, aber vielfach geglie-
dertem Raum eine Fülle individuellen Lebens, als dessen Pole der
derisehe und der ionisehe Stamm anzusehen sind.
Die
XVn
lorisclne
nlernug.
alt:
Wie nun Alles nach Freiheit und Selbständigkeit strebt, fallen die
m Alloinhvri-schnftcn in Nichts zusammen, und aus dem Sturze der
Neue Sinai s-
nnd Lebens-
formen.