Fünftes Kapitol.
HIOV:
Die Bildnerei seit O:
737
ist das schlicht anspruchslose Standbild Friedrich Wilhelm IlI. im Thicr-
garten mit dem reizend naiven Relieffries des Postamentes. Für die
Schlossbrücke schuf er eine der lllarmorgruppen, durch markiges Leben
und schönen plastischen Fluss der Linien ausgezeichnet. Das Standbild
Friedrichs des NVeisen für den Markt zu J ena, ist von ächt monumentaler
Haltung. Naiv erfunden und trefflich durchgeführt sind die Reliefs für
das Beuthdenkmal zu Berlin. Grossen Reichthum der Erfindung hat
Schievellßein an seinen Friescompositionen im neuen Museum daselbst be-
wiesen. Von ihm ist auch eine der Marmorgruppen der Schlossbrücke.
Eine andre durch schwungvolle Bewegung ausgezeichnete Gruppe auf jener
prächtigen Brücke rührt von Bldiser; wieder eine andre von Albert Wolf,
der auch für Hannover das Reiterbild Ernst Aug-usfs geliefert hat. Et-
was ins Weichliche fallt mit seiner Schlossbrücken-Gruppe Wichmann,
der übrigens durch fein aufgefasste Bildnissdarstellungen sich auszeichnetc.
Wredow dagegen ist mehr einer klassizistischen Richtung zugethan, von
welcher er in seinem Ganymed ein vorzüglich edles, in seiner Schloss-
brückengrupiue ein wenig erfreuliches Beispiel gegeben hat. Der sehr
talentvolle Kalide weiss leider nicht Maass zu halten und verirrt sich ins
gewaltsam Ueppige und Unschöne. Dagegen gehört A. Fischer zu den
in maassvollem, durchgebildetem Styl mit Erfolg sich dem Meister an-
schliessenden Künstlern. Endlich ist Haagen nicht zu vergessen, der in
langjähriger Arbeit bei der Ausführung der späteren Werke Rauchs be-
schäftigt war und das Thaer-Denkmal mit frisch empfundenen Reliefs ge-
schmückt hat. Heide! dagegen sehliesst sich in seinen Werken wohl dem
Gcsammtstreben der Schule an, ohne indess aus derselben hervorgegangen
zu sein. Unter dem jüngeren Nachwuchs hat neuerdings Reinhold Be-
{jas durch seinen schwungvollen Entwurf zum Schillcrdenkmal, sowie
durch mehrere fein empfundene Werke der Genreplastik die Aufmerksam-
keit auf sich gezogen. Als treifliche 'l'hierbildner sind W. Wblf und
A. lfiiszv zu nennen, letzterer durch seine Amazonengruppe allgemein be-
kannt. In Reiierbildern gelingt _es ihm besser, das natürliche Leben des
Thieres als den geistigen Ausdruck des Menschen vollgültig auszuprägen.
Die grosse Gruppe des h. Georg mit dem Lindwurm zeigt bei ungeschicktei-
Composition einen hässlich übertriebenen Naturalismus.
Vor Allen aber ragt Ernst Rictschel (1804-1860) durch Tiefe der
Auffassung, Feinheit der Empfindung, Vielseitigkeit der Schöpferkraft
hervor. Er arbeitete zuerst unter Rauch in München am Maximiliansmo-
hievel
bein.
Bläser u.
Ernst Riet-
schel.
nument, ging dann nach Italien und schuf, von dort ziuiickgekehrt, erst
27jährig die sitzende Erzgestalt des Königs Friedrich August von Sachsen
für den Zwingerhof zu Dresden. Seitdem dort ansässig, brachte er in
lnstik.