Volltext: Geschichte der Plastik von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart

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Viertes Buch. 
"Postamentes sieht man theils schlicht im Zeitkostüm behandelte historische 
Momente, theils mehr sinnbildliche Darstellungen), welehe jedoch nicht zu 
völlig harmonischer Wechselbeziehung durehgedrungen sind. 
Aus dem Jahre 1826 datirt dann das eherne Denkmal August 1Ier- 
mann Franckds zu H alle. Es bestehtans einer Gruppe, deren Mittelpunkt 
jener edle Mann, der Stifter des berühmten Waisenhauses, bildet (Fig. 229). 
In ächt plastischer Klarheit ist sein Verhaltniss zur Jugendwelt durch 
zwei naiv und innig empfundene Kinder alusgedrückt, welche ihn umgeben. 
Von ähnlichem Adel ist die Gruppe der beiden ersten christlichen Polen- 
fürsten im Dom zu Posen. Daran sehliessen sieh ferner das würdevolle 
Standbild Albrecht Dürers zu Nürnberg und das reich und edel durch- 
geführte Monument des Königs Maximilian I. zu München. Sodann fallt 
in die Epoche von 1839 -'185l das grossartige Friedrichs-Denkmal zu 
Berlin, eins der bedeutsamsten und originellsten Bildwerkc der modernen 
Zeiten, unerschöpflich reich an trefflichen Einzelzügen, meisterlich in der 
Charakteristik der verschiedensten Gestalten wie in der liebevollen Durch- 
führung bis ins Kleinste. Der Aufbau des pyramidal ansteigenden Wer- 
kes, welches die kolossale Reitcrstatue des grossen Königs krönt, ist von 
wirkungsvoller Kühnheit; die Ilauptfigur voll markig individuellen Le- 
bens. Indess thut das Ganze einen starken Schritt ins Malerische, und 
die von der Freigestalt bis zum Flachrelief abgestuften Gruppen der vier 
Hauptseiten des Postainents nähern sieh, wenn auch auf dem Wege klas- 
sisch feiner Detailbildung, jenen malerischen Compositionen des Mittel- 
alters. Aber bewun(lernswürdig bleibt die jugendlich rüstige Kraft des 
greisen Meisters, derin diesem Riesenwerke mit so lebendigen Zügen 
ein acht vplksthümliches Denkmal des grosscn Königs geschaffen hat. 
Ein vorübergehendes "Nachlassen seiner Kraft ist" nur in den beiden Erz- 
bildern der Generale York und Gneisenau (1855) zu spüren; doch lagen 
die Hindernisse einer ganz freien Lösung der Aufgabe wohl in der Bedin- 
gung, beide Werke in der Nahe des Blüeherdenknlals aufzustellen und 
mit diesem in Beziehung zu setzen  Denn in den letzten Standbildern 
aus dem hohen Greisenalter des Meisters, dem Kant für Königsberg und 
dem Landwirth Thacr für Berlin, erhebt sich noch einmal die Auffas- 
sung des Individuellen zu energischer Geistesfrische und lßb81lSVOll6l' 
Naturwahrheit. 
4') Dem Vernehmen nach beabsichtigt man in läcrlin die einzelnen Feldßerrn- 
Standbilder Rauchs von ihren Stollen zu entfernen, um sie um das neu zu errichtende 
Denkmal Friedrich WVilhelm III. zu grhppiren, und also aus hlonumenten "Nlvobilien" 
zu machen.   
	        
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