1ftes Kapitel-
Die Bildncrei seit Canovu.
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seinen Bildnissen aus, von denen nur die lebensgrosse allbekannte Büste
Schillers und die Kolossalbiiste desselben erwähnt werden mag. Endlich
wagte Danneeker auch den Versuch, eine Idealgestalt Christi (für die
Kaiserin von Russland) zu schaffen, die er später tiir das Grabmal des
Fürsten von Thurn und Taxis in der Klosterkirche zu Neresheim in
Schwaben nochmals auspiiägte.
Etwas friiher noch hatte der schwedische Bildhauer Johann Tobias
Sergcll (1736 1813) sich in Rom dem Studium der Antike zugewendet,
dem er in Werken wie Amor und Psyche, Mars und Venus, der liegende
Faun und Diomedes mit dem geraubten Palladium, sämmtlich im Museum
zu Stockholm, einen Ausdruck gab. Sein Nachfolger und Schüler Jo-
hann iVikOldUS Byströin (geb. 1783) verfolgte mit grosser Begabung diese
Richtung und wandte sich vorzüglich Darstellungen weiblicher Anmuth
und bacehantischei- Lebenslust zu. Sein trnnkenei- Amor, seine berauscht-
liegende Baechaiit-in, eine ins Bad steigende Venus, eine Tänzerin und
manche ähnliche Arbeiten werden höehlich gepriesen. Auch Fogclbcrg
hat sich mit seinem Paris, seinem Merkur als Argustödter dem antiken
Stoffkreise zugewandt, zugleich aber in einer Statue des Odin, den Ver-
such gemacht, eine Gestalt der nordischen Mythologie plastisch zu ver-
sinnlichen.
Auch England tritt nun mit einem bedeutenden Plastiker selbstsehaf-
fend in die Entwicklung der Bildnerei. John Flaxman (1755-1826)
gehört zu denen, welche am frühesten und am reinsten die Anschauungen
der antiken Welt zu neuem Leben erweckt haben. Namentlich darf man
ihn als den ersten Wiederherstellci- des griechischen Relicfstyls bezeichnen,
den er hauptsächlich durch das Studium der Vasenbilder sich zu eigen
machte. In diesem Sinne sind seine berühmten Umrisse zum Homer, spä-
ter die ähnlichen Compositioixen zu Aeschylos und Dante durchgeführt:
Werke von klassischer Lauterkeit und meistens von einer ungesuchtcn
Anmuth. Auch seine Reliefdarstellung, des Aehillesschildes, nach den
Werten der Ilias, der dann mehrmals in vergoldetem Silber nachgebildet
wurde, atlnnet denselben Gleist antiker Kunst. Indess darf nicht gelang-
net werden, dass manche unter diesen Compositionen durch zu flüchtige
Ausführuilg wicdcr ins Leere und Allgemeine fallen und selbst nicht frei
von Manier sind. In England schuf der Meister dann in edlem Styl und
wündevoller Anordnung eine Reihe von Grabdenkmälern, von denen das
des Lord Manslield in Westminster, das der Gemalin von Sir Francis
Baring und die Monumente der Admirale Howe und Nelson in S. Paul zu
London hervorzuheben sind. In seinen letzten Lebensjahren versuchte
Flaxman sich im christlichen Stolfgebiet.