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Buch.
Viertes
Anderv
gleichzeitige
Meister.
Chnudet.
thuend. Im Vergleich mit den theatralischen Monumenten der Baroekzeit
fühlt man sich hier mit einem Schlage in eine reinere Atmosphäre ver-
setzt. Spater (1796-1805) fiel zwar Canova bei dem prachtvollen Grab-
mal der Erzherzogin Christina, in der Augustinerkirehe zu Wien,
wieder in die mehr malerische Anordnung zurück und liess eine Seene wie
in einem lebenden Bilde sich vor den Augen des Beschauers entfalten:
aber wenn dies auch abermals beweist, dass seine plastischen Grundsätze
nicht vor unklarem Schwanken gesichert waren, so ist es (loch eine ernste,
würdevolle Stimmung, die auf dem stillen Trauerzuge lagert. Ausserdem
schuf er für S. Oroce zu Florenz das Grab Allicrfs, und für S. Maria de"
Frari zu Venedig das Denkmal Tizians, welches letztere nach seinem
Tode mit leichten Acnderungen dort für ihn selbst errichtet wurde. In
seinem Geburtsort Possagixo errichtete er kurz vor seinem Tode ein
prachtvolles Gotteshaus, für welches er ein kolossales Marmorbild der Re-
ligion und eine Pietas arbeitete. Letztere wurde nach seinem Modell in
Marmor ausgeführt.
Gleiehdeitig mit Canova machten in Rom mehrere begabte Bildhauer
ebenso eifrig ihre Studien nach der Antike, deren einfache Schönheit jeder
nach Kräften sich anzueignen bemüht war. Aber nicht bloss die eigene In-
dividualitat, "sondern auch die nationalen Verschiedenheiten sprachen mit
und bestimmten die grössere oder geringere Tiefe ihres Eindringens. Denn
fast jedes Volk sandte in diesem grossen Wettkampf seinen Vertreter,
durch den es sich bei dieser Neubelebilng der Bildnerci bethciligte. Von
den Franzosen war es Anlome Denelr Clzazeelrel (1763-1810), der in
strenger Hingabe an die Gesetze der antiken Plastik sich einen Styl bil-
dete, dessen Reinheit freilich etwas von denn kühlen Hauehe spüren lässt.
Welcher sämmtlichen klassizistischen Bestrebungen der Franzosen anhaftet.
In dieser Richtung schuf er für die Säulcnhalle des Pantheons zu Paris
das Relief eines sterbenden Kriegers, der vom Genius des Ruhmes in den
Armen aufgefangen wird. Seine Statue des Oincinnatus, für den Saal des
Senats gearbeitet, ist volllfommeil schlicht und edel, und das ebenfalls
antik atlfgefasstc lilarmorstandbild Napoleons, jetzt im Museum zu Ber-
lin, gehört zu den würdevollsten Darstellungen dieser Art.
Unter den Deutschen gebührt Johann Heinrich Dannecker aus Stutt-
gart (1758-1841) das Verdienst, die Schönheit der Antike mit edler
Innigkeit aufgefasst und in anmuthigen Werken rein ausgesprochen zu
haben. So in der reizenden Psyche im Schlosse Rosenstein bei Stutt-
gart, vor Allem aber in der berühmten Ariadne, die in weicher Ruhe auf
dem breiten Rücken eines Panthers hingegossen liegt, im Bcthmanmsehen.
Hause zu Frankfurt. Ein hohes, lautres Naturgefühl spricht sich in