Volltext: Geschichte der Plastik von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart

Viertes Kap 
Die Bi 
dnerei von 
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Haltung ohne theatralisches Pathos, voll ruhigen Selbstgefühls, die Stufen 
hinab, die, ohne dass er es zu merken scheint, auf das offene Grab führen. 
Giebt man einmal die ganze (unplastische) Gattung zu, so muss man ein- 
gestehen, dass die Vorstellung von dem unvermutheten Tode, der mitten 
im Frieden den Helden hinratfte, nicht eindringlicher gegeben werden 
konnte. Während er hinabschreitet, unbekümmert darüber, dass eine 
theilnelimende Frauengestalt (Frankreich) ihn zurückzuhalten sucht, lauert 
"am otfnen Sarge der Tod, dessen Skelet durch die halbe Verhüllung in 
ein grosscs Leichentuch nur noch grausiger wird. Geradezu lächerlich 
wirkt aber der weinende Herkules, und mehr noch die drei Wappenthiere 
Hollands, Englands und Oesterreichs (Löwe, Leopard, Adler), welche aus 
 Furcht vor dem Helden wild übereinanderpurzeln. Es 
  sind also auch hier die bedenklichen Mittel bernini- 
Q r: scher Kunst, durch welche vor Allein ein frappanter 
iävifvßh  Effekt erzeugt wird. Das Beste ist und bleibt die 
llli X X elegante Gestalt des Marschalls.  
i,   In den Niederlanden wird die Plastik nicht so äculgtur in 
 i? WM     i  
l I schwungvoll und glänzend betrieben, zeichnet sich eiimiäiiii 
mit   aber durch kräftigeren Natursinn und ein längeres 
k:  k Festhalten an der gesunden Tradition aus. Auch hier 
"x wjxlja lassen sich die Einflüsse der gleichzeitigen Malerei 
 nicht verkennen, und das energische Lebensgefühl 
  L_-  der Meister mahnt an die bedeutenden Leistungen 
(fit, 1x" eines Rubens und seiner Schule. Von Duquesnoy war 
 ['35 " -oben schon die Rede. Hier ist sein begabter Schüler 
illill-   Arthur Quellinus, 1607 zu Antwerpen geboren, als Qiivllimiha 
   ' i] einer der tüchtigsten und erfindungsreichsten Bild-  
  Ei  ' hauer der Zeit zu nennen. Als die Stadt Amster- 
i" a-prseiä        
  Kam dam, wie zm Bekraftigung dei siegreich durch- 
  A" "F" geführten Kämpfe für die Freiheit des Landes, 1648 
 k ihr grossartiges Rathhaus zu erbauen begann, er- 
l   "l hielt Quellinus den Auftrag, dasselbe mit Bildwerken 
zu schmücken. Von ihm sind die zahlreichen Sculp- 
Fuioilibqutliiilylliltide tmen des Innern, deren einfach. edler Styl (Fig. 216) 
an die würdevollc Schönheit der Werke seines Meisters 
erinnert. In den beiden Giebelfeldern brachte er grosse Compositionen an, 
in denen die Seemacht der reichen Handelsstadt verherrlicht wird; in dem 
vorderen thront sie selbst, eine üppige Rubenssehe Gestalt, umranscht 
von dem Jubel der phantastischen Meergottheiten, die der IIei-rscherin 
ihre Huldigungen darbringen. Malerische Gesetze bedingen allerdings
	        
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